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Seine Stimme ist verstummt, es bleibt die Erinnerung an einen Mitmenschen, für den das Wort (ge)wichtig war, ob im persönlichen Dialog oder in der Predigt : Ernst Knoll, langähriger Religionslehrer am Matthias-Grünewald-Gymnasium und seit 1978 überzeugter Lengfelder, ist am 12. April 2024 im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ernst Knoll war knapp acht Jahre alt, als er und seine Eltern 1946 aus Tachau (Erzdiözese Prag) vertrieben wurden, ein Schicksal, das viele Deutsche in der damaligen Tschechoslowakei traf. Ernst Knoll hat die Erfahrung der Vertreibung und des Hasses auf ein anderes Volk betroffen gemacht und ihn geprägt. Seine Antwort war Einsatz für Weltoffenheit, für Völkerverständigung und Partnerschaften. Im ÖZ durften wir es erleben, als 2002 Helen Wright, die Oberbürgermeisterin von Dundee (Schottland), zum Gottesdienst kam. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Englisch schuf Knoll eine Partnerschaft des Matthias-Grünewald-Gymnasiums mit der St. Kilian‘s School in Bray (Irland). Auf dieser Basis konnte die Stadt Würzburg 1999 die Partnerschaft mit der Stadt Bray und dem County Wicklow aufbauen. Geprägt haben Ernst Knoll auch der ökumenische Wallfahrtsort Taizé (Burgund) und die Begegnung mit Frère Roger Schütz.

Ernst Knoll, der vor dem Theologiestudium an der Offizierschule der Luftwaffe gedient hatte, wurde am 27. Juni 1965 in der Michaelskirche in Würzburg von Bischof Josef Stangl zum Priester geweiht.

Während der Hochphase des Kalten Kriegs war Knoll Initiator von Friedensvespern für alle Würzburger Gymnasien. Unter dem Motto „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern auszuhalten“ organisierte er für künftige Abiturienten Nachtwallfahrten, die in Prosselsheim starteten, eine Main-Überfahrt bei Fahr beinhalteten und mit einer Mitternachtsmesse in Maria im Weingarten endeten. Die Teilnehmer verliehen Knoll den Ehrentitel „Spontifex Maximus“.  In zahlreichen Ehrenämtern und Funktionen engagierte sich Ernst Knoll für die Kirche und den Religionsunterricht, wobei durchaus auch deutlich wurde, an welchen Stellen er Reformationsbedarf im Handeln seiner Kirche und ihrer Repräsentanten sah. 2004 wurde er für sein ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Es war für ihn selbstverständlich, sich im Ökumenischen Zentrum Würzburg-Lengfeld zu engagieren. Knoll wohnte seit 1978 mit weiteren 41 Mietparteien in einem Hochhaus in der Bergstraße, das er gerne als seine „Pfarrei“ bezeichnete. Knoll, leidenschaftlicher Anhänger des 1. FC Nürnberg, verbrachte seinen Urlaub oft auf der nordfriesischen Insel Amrum und wirkte als Inselpastor.

Seine stark nachlassende Sehkraft zwang ihn, seine Mitarbeit in der Seelsorge in Würzburg-Sankt Albert aufzugeben und dann im Frühjahr 2021 in den Seniorenstift des Juliusspitals zu ziehen, wo er - von Robert Scheller betreut und begleitet – am 12. April 2024 verstorben ist. Nach dem Requiem im ÖZ am 24. April wurde Ernst Knoll im Priestergrab auf dem Friedhof Lengfeld beigesetzt.

Lengfeld und das Ökumenische Zentrum vermissen Ernst Knoll. Wir sind ihm dankbar für sein durchgreifendes Engagement, für seine klaren Worte und sein beispielhaftes Wirken. RIP.

Wolfgang O. Hugo

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