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Franz von Assisi war ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Im Jahr 1182 in Assisi geboren als Sohn eines reichen Tuchhändlers kehrte er dem Reichtum und der Welt den Rücken, um das Leben zu leben, das ihm sinnvoll schien.

Kein Heiliger ist heute so aktuell und “lebendig“ in Gesinnung und Lebensart wie Bruder Franz:

Achtung vor dem Menschen, Liebe zur Natur, den Tieren und Pflanzen, Entschluss zum einfachen Leben, Sinn für Stille und Zurückgezogenheit, eine Lebenshaltung, die heute wieder an Bedeutung gewinnt. Kein Tag wäre daher geeigneter, sich mit dem Thema Tierschutz auseinanderzusetzen.

Seit 2002 ist der Tierschutz im Grundgesetz verankert, d.h. Tiere haben Rechte und sind nicht mehr bloß Sache. Aber wird das wirklich ernst genommen? Wird nicht vielerorts und auf vielen Gebieten das Recht der Tiere auf ein artgerechtes und partnerschaftliches Leben häufig mit Füßen getreten?

Vielleicht waren Sie in einem unserer südlichen Nachbarländer in Urlaub, haben Land und Leute kennen gelernt und möglicherweise auch Kontakt zu Tieren gehabt. Vielen geht es dort sehr schlecht. Gerade Spanien steht in dem Ruf, wenig für Tiere übrig zu haben. Streuner werden als Freiwild betrachtet, missachtet und misshandelt. Wachhunde liegen angekettet in der prallen Sonne ohne menschlichen Kontakt. Bettelnde Hunde werden mit Steinen verjagt. Wo bleiben die vielen Katzen, die vor den Hotels auf Touristen warten, damit sie gefüttert werden und plötzlich über Nacht verschwinden auf Nimmerwiedersehen?

Viele Tiere sind krank, Staupe und Katzenschnupfen sind tödlich. Schon mancher Tourist hat einem der kranken Tiere den erlösenden Tod geschenkt. Streunende Hunde werden eingefangen, in sog. Tierheime gesperrt, oft ohne Wasser und Futter, und wenn sie binnen einer Frist von 14 Tagen nicht abgeholt werden, tötet man sie. Tierschützer, hauptsächlich aus Deutschland, haben schon viele Tiere freigekauft und weitervermittelt, aber diese Rettungsaktionen sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Man fragt sich: Wo bleibt das Verantwortungsbewusstsein für die Tiere in diesen Ländern? Kann ich in einem Land, in dem es den Tieren schlecht geht, überhaupt Urlaub machen, mich entspannen und erholen? Wie recht Mahatma Gandhi doch hatte, als er sagte: „Die Größe einer Nation lässt sich auch daran erkennen, wie sie ihre Tiere behandelt.“ Auch bei uns ist längst nicht alles in Ordnung: Ausbeutung der sog. Nutztiere, Massentierhaltung, die Tiere und Menschen krank macht. Oft haben diese Tiere ein zu kurzes Leben, um überhaupt einmal richtig Tier zu sein. Die Litanei des Beklagens wäre endlos fortzusetzen.

Längst ist erwiesen, dass Tiere schmerz- und leidensfähig sind, ebenso wie wir Menschen. Genauso haben sie Ängste, freuen sich oder trauern. Sie sind intelligent und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Leider können sie ihre Rechte nicht selbst vertreten. Deshalb sind wir für sie da, müssen Verantwortung übernehmen und sind ihnen verpflichtet, genauso wie unseren Mitmenschen gegenüber. Bringen wir den Tieren Achtung entgegen.

Wir brauchen, gebrauchen und verbrauchen sie sogar, aber missbrauchen wir sie nicht. Erkennen wir sie als Geschöpfe und anerkennen wir sie endlich als Mitgeschöpfe. Kommen wir ihnen wenigstens ansatzweise im Sinne des heiligen Franziskus entgegen, der alle Tiere als Schwestern und Brüder betrachtete. So forderte er Demut nicht nur den Menschen, sondern allen Geschöpfen gegenüber. Für ihn gab es weder niedere noch höhere Wesen, da doch alle den gleichen Gott zum Vater haben. Vielleicht könnten wir manchmal an Bruder Rind und Schwester Gans denken, das wäre ein Anfang.

Traute Gottschalk, SA Umwelt und Schöpfung

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