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Auch in diesem Jahr haben sich die Lengfelder Christinnen und Christen wieder auf ihren traditionellen ökumenischen Pilgerweg von Münsterschwarzach auf den Schwanberg gemacht. Motto des Weges zu zwei Kraftorten Mainfrankens war diesmal ein Zitat aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“.

Michael Legge begrüßte die mit Sonnencreme, Hut und Rucksack ausgerüsteten Pilgerfreundinnen und -freunde im eigens angemieteten Bus; der begleitete die Gruppe wieder auf dem gesamten Weg, so dass je nach Belieben und Kondition auch nur Teilstecken mitgelaufen werden konnten. Trotz einiger Schwierigkeiten im Vorfeld – wie parallel stattfindender Veranstaltungen, einer neuen Wegführung bei der Autobahn und einem geschlossenen Schwanberg-Café – kamen am Sonntag vor Pfingsten wieder etwa 35 Pilger im Alter von 15 bis 75 Jahren zusammen.

Den „Startschuss“ an der Abtei gab in diesem Jahr Bruder Abraham Sauer; der bezeichnete den Mai als seinen Lieblingsmonat: „Wenn die Schöpfung blüht und die Natur zu neuem Leben erwacht, geht einem automatisch das Herz auf“, bekannte er launig. Nach einem Segensgebet schickte er die Gruppe mit einem kernigen „in Gottes Namen Hüa“ los.

Die Strecke war auch heuer wieder abwechslungsreich und belebend: Satt grüne Wiesen, glitzernde Baggerseen, ein lichter, duftender Kiefernwald, im Wind wogende Getreidefelder, knospende Rebhänge am Fuß des Schwanbergs und ein dichter Mischwald zum Abschluss. Unterwegs wurde das Motto des Weges „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ – zugleich Jahreslosung der evangelischen Kirche – an vier Weg-Stationen beleuchtet und entfaltet.

Um Kirche und Politik ging es an der ersten Station: Jochen Scheidemantel und Stefan Meyer stellten Gewalt, Rache, Geldgier, Machtstreben und Egoismus in der Politik einem Handeln aus Liebe gegenüber. „Das Beispiel Dag Hammarskjölds, dessen entschiedenes politisches Handeln durch christliche Liebe bewegt war, beweist, dass das möglich ist“, so Scheidemantel.

Alexander Susewind widmete sich dem Thema Natur, Klima, Schöpfung. „Für Paulus ist Liebe etwas, was uns geschenkt wird, Liebe ist Gnade“, so Susewind, „und das spüren wir in der Natur, gerade wenn sie so aussieht wie hier und heute, besonders gut“. Und doch gibt es das Plastik am Weg, das die Pilger zuvor schweigend aufgesammelt hatten – „weil wir die Natur nicht als Schöpfung sondern als verfügbare Ressource betrachten“, mahnte er.

An der dritten Station – zugleich Mittagspausenplatz am Großlangheimer See – ermunterten Andrea Schoknecht und Michael Legge, über Paulus Liebes-Empfehlung im Familienleben nachzudenken. „Auch in Paulus liebgewonnener Gemeinde in Korinth war nicht alles eitel Sonnenschein“ so Andrea Schoknecht. Als es in dieser bunt zusammengewürfelten Gesellschaft Streit gab, erinnerte Paulus sie an das, was sie verbindet, nämlich die Liebe Gottes und der Auferstehungsglaube. Wie man allen Verletzungen und Verfehlungen zum Trotz ganz konkret auch in der Familie in der Liebe bleibt, schrieben Jung und Alt dann in Windeseile auf ein auf den Boden gezeichnetes Alphabet von „Aufmerksam-sein“ bis „Zurücknehmen“.

Kurz vor dem schweißtreibenden Anstieg auf den Schwanberg warfen die Familien Öttinger und Müssig an der vierten Station einen Blick auf die Arbeitswelt. Damals in Korinth wie auch heute sei die Schere zwischen Arm und Reich groß; heute komme noch dazu, dass der Druck in der Arbeitswelt immer größer und die rechte Balance aus Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Ehrenamt immer schwerer wird. Hilfreich bei all dem, so Susanne Öttinger, sei eine Haltung der Liebe – und zwar anderen gegenüber ebenso wie sich selbst gegenüber.

Mehr als pünktlich tröpfelten die Pilgerinnen und Pilger schließlich gegen 16.30 Uhr am Ziel ein. Sogar zu einem erfrischenden Fußbad im Brunnen war noch Zeit, bevor die Priorin der Gemeinschaft Casteller Ring die Gruppe zum Abendgebet begrüßte. „Das Gebet hat seine Wirkung, ob als Pilger, die betend Tal und Berg verbinden, oder im beständigen Stundengebet auf dem Schwanberg“, zeigte sie sich überzeugt.

Eine köstlich-leibliche Belohnung gab es zum Abschluss auf der Sonnenterrasse des Cafés, wo Michael Legge und Jochen Scheidemantel eine kleine Brotzeit und Getränke organisiert hatten.

Anja Legge

Fotos: Sebastian Schoknecht

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