Als „kleines Wunder“ bezeichnete Pfarrer Christoph Lezuo, dass es zwei Nachfolger für die ehrenamtliche Leitung der ökumenischen Weihnachtspaketaktion (WPA) gibt. Zudem erfreulich: Mit Dominik Beffar von der Pfingstgemeinde „Lebendiges Wort“ und dem PGR-Vorsitzenden von Estenfeld Prof. Peter Pospiech ziehen die ökumenischen Beziehungen des Projekts künftig noch weitere Kreise.
Traditionell eröffnet wurde die Weihnachtspaketaktion mit dem evangelischen Gottesdienst zum Buß- und Bettag, der zeitgleich auch in der JVA stattfand. Der Einladung von Pfarrer Christoph Lezuo und Gefängnisseelsorgerin Astrid Zeilinger waren auch einige katholische Christen gefolgt, darunter Pfarrer Dr. Harald Fritsch und Diakon Richard Pollak.
Innehalten, Umkehren, Besser-machen
„Und jetzt?“ lautete das Motto des diesjährigen Gottesdienstes im ÖZ. Inspiriert hatten Astrid Zeilinger die allseits bekannten grünen Fluchtwegschilder, die im Notfall ganz klar anzeigen: „Hier geht‘s lang!“ Was aber, wenn der Weg nicht so klar ist, wenn die bange Frage „Wie geht’s weiter?“ im Raum steht, wenn wir einen Ausweg suchen und keine klare Antwort finden, fragte sich die Seelsorgerin weiter. Der Buß- und Bettag lade hier dazu ein: „Bleib erstmal stehen, hol Luft, denk nach, sammle neue Kräfte!“ Als „Tag gegen Panik und Hoffnungslosigkeit, Tag der inneren Einkehr und um an das zu denken, was trägt und Halt gibt“, bezeichnete sie den evangelischen Feiertag im November. Der Tag zeige uns: „Ich muss nicht allein einen Ausweg suchen, es gibt andere Menschen und es gibt Gott.“ So wie der Sohn im Gleichnis vom Verlorenen Sohn am Tiefpunkt „in sich geht“, seine Schuld eingesteht, umkehrt und sich helfen lässt, so ermutige auch der Buß- und Bettag zum Innehalten, Bekennen, Umkehren, Besser-machen. Genau das müssten wir aber nicht alleine bewältigen: „An Gott können wir uns festhalten, und in der Gemeinschaft mit anderen können wir Kraft und Rat finden, um die Probleme dieser Welt zu lösen.“
Nagelkreuz von Coventry
Als eindringliches Symbol für Umkehr und Neuanfang hatte die evangelische Seelsorgerin ein Coventry-Kreuz mitgebracht, das aus in der JVA geschmiedeten Zimmermannsnägeln gefertigt worden ist. Nach der Zerstörung der spätmittelalterlichen Kathedrale St. Michael in Coventry im November 1940 hatte der damalige Dompropst von Coventry Richard Howard drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale zu einem Kreuz zusammengesetzt. Seitdem ist das Nagelkreuz von Coventry weltweit ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens.
Ein ganz ähnliches Zeichen der Versöhnung, menschlicher Nähe und des Neuanfangs ist auch die Weihnachtspaketaktion. Seit 1999 sorgen Christen aus Estenfeld, Kürnach, Mülhausen und Rottendorf mit Spenden und tatkräftiger Hilfe dafür, dass jährlich über 100 Pakete mit Waren des täglichen Bedarfs geschnürt und an bedürftige Inhaftierte der JVA verschenkt werden. Pfarrer Christoph Lezuo dankte allen Haupt- und Ehrenamtlichen für ihr Engagement; besonders hob er die beiden ehrenamtlichen Leiterinnen Ingrid Pollak und Monika Sodenkamp hervor, die die Aktion „mitgegründet, zusammengehalten und über 20 Jahre am Laufen gehalten“ haben.
Neue Leitung voller Elan
Voller Elan übernehmen nun Dominik Beffar von der Pfingstgemeinde „Lebendiges Wort“ und der PGR-Vorsitzender von Estenfeld Prof. Peter Pospiech die ehrenamtliche Leitung. Als Symbol für die Stabübergabe erhielten die beiden von Ingrid Pollak zwei Schuhlöffel, „damit Ihr in die Aktion hineinwachst“. „Dass das sehr große Schuhe (sind), in die wir da hineinwachsen“, ist Pospiech und Beffar durchaus bewusst. Umso mehr dankten sie ihren beiden Vorgängerinnen für ihre Offenheit und die Zusage: „Wenn es mal drückt, sind wir immer für Euch da!“
Wie wichtig die Aktion ist, bewiesen auch die Worte eines gefangenen Freigängers, der mit Gitarre und starker Stimme zwei Lieder performte: „Danke, dass ihr an uns in der JVA denkt“, rief er im Gehen den versammelten Christen zu und bat darum, „gerade in diesen chaotischen Zeiten etwas zu tun“.
Mithelfen!
Wer konkret etwas tun möchte, kann sich an Dominik Beffar (Telefon 0173 / 7812193, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) wenden.
Auch Spenden für die Häftlingspakete sind sehr willkommen: Überweisen Sie Ihren Beitrag einfach auf folgendes Konto:
Freundeskreises des Ökumenischen Zentrums in Lengfeld e.V.
IBAN: DE45 7909 0000 0006 7305 31 (BIC:GENODEF1WU1)
Bitte unbedingt den Vermerk „WPA“ im Betreff hinzufügen!
Text und alle Fotos: Anja Legge