Wann haben Sie das letzte Mal gestaunt? Lange her? Dann wird es höchste Zeit, wieder damit anzufangen. Die Menschen im Würzburger Stadtteil Lengfeld dürfen sich künftig jeden Monat von etwas Erstaunlichem überraschen lassen. Im neu errichteten Staunfenster im Innenhof des Ökumenischen Zentrums erzählt allmonatlich eine Lengfelderin oder ein Lengfelder, worüber er oder sie staunt.
Initiator Werner May beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Staunen. „Wer Staunen kann wie ein Kind, nimmt die Welt offen und ohne Bewertung wahr, lässt sich überraschen von den Wundern der Wirklichkeit“, begründet er. Als Grundlage der Philosophie führe das Staunen laut Aristoteles zudem unweigerlich zu den grundlegenden Fragen des Lebens und der menschlichen Existenz, ergänzte einer der Eröffnungsgäste. Und Pfarrer Dr. Harald Fritsch, der gemeinsam mit seinem evangelischen Mitbruder Stefan Meyer gekommen war, betonte: „Staunen bedeutet, in besonderer Weise berührt zu werden, und hat ganz viel mit dem Glauben zu tun.“ Die beiden Hausherren des Ökumenischen Zentrums zeigten sich dankbar für Initiativen wie diese, das Staunfenster bringe ein Stück Leben ins ÖZ und sei „eine neue Kommunikationsplattform“ für alle, die tagein tagaus durch den Hof laufen.
Der erste Stauner im Fenster ist Dr. Michael Legge, der in seinem Berufsalltag als Physiker im Bereich Nanotechnologie eher mit klitzekleinen Teilen zu tun hat: „Ich staune über die Tiefe des Weltalls“, sagt der Lengfelder Familienvater und PGR-Vorsitzende. „Wenn ich im Urlaub am Meer oder in den Bergen in den Sternenhimmel schaue, bin ich jedes Mal überwältigt: So viel Raum, so viel Weite, so viel Zeit – und ich so klein hier.“ Vor einem Jahr habe er sich ein Teleskop angeschafft und war erstaunt, dass er zwischen all den vielen hellen Punkten den Stern, den er eigentlich betrachten wollte, gar nicht mehr finden konnte.
Über beigefügte QR-Codes können Vorübergehende noch mehr über den „Staunenden des Monats“ erfahren: worüber er oder sie in Lengfeld staunt, was die Person motiviert, ins ÖZ zu gehen, oder was ihr persönlich am christlichen Glauben wichtig ist. Außerdem gibt es mit den ÖZ-Leckerbissen ein paar Veranstaltungstipps.
Künftig wird jeweils zum Monatsanfang ein neuer Beitrag im Staunfenster erscheinen. „Ich wünsche mir, dass bald alle Lengfelderinnen und Lengfelder einmal im Monat hierher pilgern und sich vom Staunen eines Menschen aus Lengfeld inspirieren lassen“, schloss Werner May.
Anja Legge

