Schon an ihrem Sitzplatz war zu erkennen, dass sich etwas verändert hat: Hannelore Hohn saß an diesem ersten März-Sonntag nämlich nicht an ihrem Stammplatz neben der Sakristei, sondern im gut gefüllten Kirchenraum unter den anderen Gläubigen. Nach fast 33 Jahren im hauptamtlichen Dienst wurde die langjährige Mesnerin in den Ruhestand verabschiedet.
„Sie haben ihre vielen Gaben zur Feier der Liturgie, zum Wohl unseres Gemeindelebens und in ökumenischer Weite tatkräftig eingebracht“, verlieh Pfarrer Dr. Harald Fritsch gleich zu Beginn seiner Dankbarkeit über die lange und engagierte Dienstzeit von Mesnerin Hannelore Hohn Ausdruck.
Unter diesen Gaben sei auch eine gute Portion Humor, die Hohn ausgestrahlt und in das Team eingebracht habe. Auch das Sonntagsevangelium vom Splitter im Auge des Bruders (Lukas 6,39-46) sei letztlich ein humorvolles Bild, das Betroffenheit aber auch Lachen auslöse, so Harald Fritsch in seiner Predigt: „Jesus will entlarven, dabei aber nicht niedermachen, sondern aufrichten und befreien“. Er ermutige dazu, mit Ehrlichkeit und Humor mit der eigenen Unvollkommenheit umzugehen. „Humor gehört zur Botschaft Jesu“, so Fritsch, „er hilft uns, mit der Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit umzugehen, nimmt das Bedrängende und führt zu Entspannung, Güte und Zuversicht.“
Am Ende des Gottesdienstes, der von Michael Heinrich an der Orgel und Lothar Wappes mit der Querflöte musikalisch gestaltet worden war, formulierte Fritsch seinen Dank als Dienstherr und Mensch. Die vielfältigen Aufgaben habe sie engagiert, strukturiert, verlässlich und in vertrauensvoller Zusammenarbeit erledigt. Zugleich habe sie ihren Beruf immer "als geistlichen Dienst und Dienst an Gott verstanden“: „Sie waren Ansprechpartner für die Menschen und haben auch mir persönlich wertvolle Impulse und Ideen gegeben.“ Dass Hohn auch künftig an Festtagen für den Blumenschmuck sorgen will, freute nicht nur Fritsch. Für den Ruhestand wünschte er Freude, Frieden, Aufatmen, Lebendigkeit und Zeit, um ganz im Sinne von Hohns Lieblingspsalm 23 Zeit bei Gott auszuruhen.
Pfarrer Stefan Mayer bedauerte, dass er Hannelore erst in den letzten 15 Monaten und nicht schon in den letzten 33 Jahren erleben durfte. Sie habe ihm als eine der ersten Personen das ÖZ nahegebracht, war von Anfang an als Gesprächspartnerin da und habe es ihm mit ihrer herzlichen Banater-Schwaben-Art „leicht gemacht, dass wir zueinander gefunden haben“. Er überbrachte den Dank der evangelischen Gemeinde, des Kirchenvorstands, des Pfarrbüros und ganz persönlich für das jahrzehntelange Engagement im ÖZ und für die Ökumene.
Der Vorsitzende des Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums Dr. Jochen Scheidemantel fragte sich, was das ÖZ wohl sein werde ohne sie. „Mit Deiner Allgegenwart und Allwissenheit hast Du Ordnung in das Chaos der unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer gebracht, für Labung gesorgt und vieles erst ermöglicht.“
Hannelore Hohn sprach in ihrer Abschiedsansprache als erstes die zahlreichen Ministrantinnen und Ministranten an: Neben rund 20 aktiven Minis war auch eine große Anzahl Ehemaliger vertreten, für die sichtlich gerührte Hannelore Hohn war das „ein ganz großes Geschenk!“ Nach so langer Zeit falle ihr der Abschied nicht ganz leicht, doch mache sie den Weg gerne frei – in der Hoffnung, dass der Dienst ihrem Nachfolger genauso Freude macht und im Vertrauen auf Gottes Plan. Ausdrücklich dankte sie den vielen Menschen, „mit denen ich zusammengearbeitet habe und die mich mit ihrer Hilfe bereichert haben“, Harald Fritsch für „die große Freiheit, mit der ich meinen Dienst ausüben durfte“ und Pfarrer Meyer „für alles freundschaftliche Miteinander“.
Nach anhaltendem stehenden Applaus, Blumen, Abschiedsfotos und Geschenken ging es in den Pfarrsaal, wo das rührige Frauenteam um Maria Thieme Getränke und ein Buffet pikanter und süßer Leckereien vorbereitet hatte.
Anja Legge
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