Was hat Sie motiviert, nach Würzburg zu kommen?
Nach meinem Abitur in Coburg habe ich zwei Jahre in Bad Königshofen gelebt, also ist mir Unterfranken schon vertraut. Ich war dort an der Berufsfachschule für Musik zur Ausbildung zum Staatlich geprüften Ensembleleiter und studiere nun Schulmusik für Gymnasium an der Musikhochschule in Würzburg. Ein Traum, der endlich in Erfüllung geht! Ich bin gerade frisch in die Sanderau gezogen. Für die Chorarbeit in Lengfeld habe ich sehr hilfsbereite Chormitglieder, die mich zu den Proben nach Lengfeld mitnehmen.
Wie kamen Sie zur Kirchenmusik?
Zunächst durch meine Mutter. Zu meiner Erstkommunion haben sich einige Eltern zusammengeschlossen, die unsere Gottesdienste musikalisch gestalten wollten – ein neuer Kirchenchor war geboren. Ein Jahr später hat mich meine Mutter zu einer Probe mitgenommen und ich habe mich gleich wohlgefühlt. So hat mich acht Jahre lang dieser Chor geprägt.
Welche sind Ihre Instrumente?
Nach der Blockflöte im Kindergarten durfte ich zu einem zart besaiteteren Instrument wechseln: dem Klavier. Die Liebe zu den 88 Tasten erfüllt mich bis heute. Neben Klarinette als vielseitiges Orchester- und Soloinstrument spiele ich Orgel als reines Hobby für mich und Gottesdienste.
Haben Sie vor Ihrer jetzigen Anstellung schon andere Chöre geleitet?
In meiner Ausbildung in Bad Königshofen und als Chorleiter beim Fränkischen Sängerbund konnte ich mich mit Übechören ausprobieren. Parallel durfte ich ein Dorf weiter den Chor „Klangvoll“-Aubstadt leiten. Dort haben wir ein breites Repertoire moderner weltlicher und geistlicher Literatur gesungen. Jetzt freue ich mich, die vielen kostbaren Erfahrungen mitzunehmen und mich noch intensiver den zahlreichen Facetten der Kirchenmusik zu widmen.
Singen Sie selbst auch neben der Chorarbeit?
Ich singe leidenschaftlich gerne. Ob Solo-Repertoire im Gesangsunterricht, in kleinen Ensembles oder im Chor. Mein nächstes Chorprojekt als Sänger wird mit dem Audi-Jugendchor Ralph Vaughan Williams‘ „A Sea Symphony“ im Münchner Herkulessaal sein.
Welchen Musikstil schätzen Sie am meisten bzw. wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Für mich hängt die Wahrnehmung von Musik immer vom Kontext ab. Gerne höre ich J.S. Bach and Family und Dietrich Buxdehude, da gibt es immer etwas zu entdecken. Moderne Chormusik wie Eric Whitacre lässt mich dagegen mehr zur Ruhe kommen und Oper nimmt mich aus dem Alltag in eine andere Welt mit. Mozarts Opern oft in eine besonders lustige und doch tiefsinnige. Neben meinen Lieblingsstücken in Klassik und Pop entdecke ich sehr gerne neue KomponistInnen, Stücke und Bands.
Ihr Lieblingschoral?
Zu „Bleib bei uns, Herr“ habe ich eine sehr persönliche Verbindung.
Ihre Lieblingsstelle in der Bibel?
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Mt 22, 39) – ein unerreichbares Ideal der Selbst- und Nächstenliebe, für das ich mein Bestes gebe.
Was erwarten Sie von Kirche im allgemeinen und in Lengfeld speziell?
Die Kirche hat heute vielfältige Aufgaben. Vor allem soll sie die Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe vermehren, für eine bessere Welt einstehen und für die Menschen da sein. In einer Zeit, die von Trennung und Polarisierung geprägt ist, muss sie ein Hafen von Ruhe, Vermittlung und doch klaren Bekenntnissen auch in politischer Hinsicht sein. Kirche muss sich wandeln und sich immer wieder selbst hinterfragen, ob sie ihren eigenen Ansprüchen, die u.a. in der Bibel niedergeschrieben sind, selbst gerecht wird. Hier in Lengfeld hoffe ich auf eine lebendige Gemeinschaft mit Offenheit für neue Musik und Denkanstöße.
Was sind Ihre Hobbys?
Neben meiner Chorarbeit koche ich sehr gerne vegetarisch und vegan und treffe mich mit FreundInnen. Außerdem komponiere und arrangiere ich gerne, besonders für Chor, und bin ehrenamtlicher Referent für christliche Popularmusik im Erzbistum Bamberg.
Welches Buch lesen Sie zurzeit? – Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Zur Zeit lese ich „Anleitung zum unglücklich Sein“ von Paul Watzlawick, ein tolles Buch, das viele Wege aufzeigt, wie wir unserem eigenem Glück im Weg stehen. Ich schaue gerne Serien. Gerade zum Beispiel „Blackout“, ein Katastrophenfilm mit Moritz Bleibtreu.
Wann ist das nächste Chorkonzert in Lengfeld?
Als nächstes können Sie unseren Chor im Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag hören. Wir bereiten einige tolle Stücke vor (Einige Komponisten sind in diesem Interview sogar schon angeklungen …). Für diesen und weitere Auftritte sind neue Chormitglieder sehr herzlich willkommen! Kommen Sie einfach mal bei einer Probe am Donnerstag um 20 Uhr im Kirchensaal vorbei oder schreiben Sie an paulsagasserprivat@gmail.com Ich freue mich auf eine schöne Zeit in Lengfeld!
Die Fragen stellte Jochen Scheidemantel

