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Spannende Einblicke in das frühe Christentum

Von einer „Sternstunde für das Ökumenische Zentrum“ sprach Dr. Jochen Scheidemantel nach dem Vortag „Verschiedenheit als Grundverfasstheit der Kirche Christi“, der bei der Jahreshauptversammlung des ÖZ-Freundeskreises präsentiert und diskutiert wurde. Zuvor hatten die Pfarrer Dr. Harald Fritsch und Stefan Meyer eine Ökumenische Vesperliturgie im Hl. Kreuz Chor gefeiert.

Als Referenten für den theologischen Impuls des Abends hatte man Dr. Michael Bauer gewonnen. Dieser forscht und lehrt am Lehrstuhl für Evangelische Theologie der Uni Würzburg Systematische Theologie und Gegenwartsfragen. Mit dem Foto von Dura Europos, der ältesten bekannten Kirche, die aus dem Jahre 232 n.Chr. stammt und im Osten des heutigen Syrien liegt, eröffnete der Theologe sein Referat. Anschaulich stellte Bauer die verschiedenen Gruppierungen von kirchlichen Gemeinschaften vor, die sich nach Tod und Auferstehung von Jesus entwickelten, meist trugen sie den Namen ihrer Ausrichtung wie etwa die Sadduzäer. 

Oft werde in diesem Zusammenhang auch gefragt, wann Judentum und Christentum auseinander gingen. Bauer stellte Theologen vor, die zum Thema forschen und skizzierte deren Theorien. Immer deutlicher erkannten die Zuhörer als Grunderkenntnis die von Bauer dokumentierte „Pluralität des frühen Christentums.“ Dass wir heute, rund 1800 Jahre später davon wissen, belegen zum Beispiel so genannte „Ketzerabhandlungen“, die in Büchern dokumentiert werden und deren Grundfrage meist lautet: „Wer hat recht?“ 

Bauer belegte seine Ausführungen mit Textbeispielen aus dem Eboniten-Evangelium (140 n.Chr.), Schriftstellen aus Paulus-Briefen an die Epheser (5. Jh.) sowie unterschiedlichen Text-Versionen von verschiedenen kirchlichen Gruppen. Auch die vier Evangelien (Lukas, Matthäus, Markus, Johannes) gelten als Zeugnis der Vielfalt des frühen Christentums. Um 170 n.Chr., so Bauer weiter, habe Tatian im „Diatessaron“ einen „Mix“ der vier Evangelien versucht, dieser habe aber wie auch andere Versuche den Nachteil, dass alternative Texte nicht aufgenommen wurden.

Auf die Frage, was das nun für die heutigen Gemeinden bedeutet, antwortete Bauer, dass man einerseits gelassen sein könne und nicht rechthaberisch auf einer Richtung bestehen solle. Zweitens zitierte er den liberalen Theologen Friedrich Schleiermacher (1768-1834), der Religion und Kirche nicht gleichsetzt und das Wort geprägt hat: „Jeder ist Priester.“ Diese Aussage findet Bauer umgesetzt im „Europäischen Haus der Andacht“ der Bahá‘í in Hofheim am Taunus, wo bei Treffen der jüngsten Weltreligion ohne Ambo oder Kanzel theologische Inhalte verkündet werden…

In der lebhaften Diskussion kam auch der Wandteppich im Heilig-Kreuz-Chor von Bernard Jardel (Paris) zur Sprache, der von der Firma Raymund Picaud in Aubusson (1976) gewebt wurde und die Thematik von Schnittflächen darstellt.

Bei der anschließenden Mitgliederversammlung wurde zunächst des am 12. April 2024 verstorbenen Theologen Ernst Knoll (1938-2024) gedacht. Der Rückblick des Freundeskreis-Vorsitzenden Dr. Jochen Scheidemantel informierte in präziser Form über das Sommerfest (Juli 2024), und die kulturellen Angebote von Arno Leicht, die gut angenommen werden und für die der Freundeskreis sehr dankbar ist. Neu ist ein sozialbezogener Treff im ÖZ in Kooperation mit der AWO 1x im Monat (außer Aug und Dez) unter der Regie von Maria Thieme und Renate Jüstel.

Scheidemantel gab einen Ausblick auf die kommenden Termine, wie den Pfingst-Pilgerweg am 1. Juni, das Sommerfest am 26./27. Juli 2025 und den 50. Jahrestag der ÖZ-Weihe, an den mit einem Fest-Gottesdienst am 7. Dezember 2025 um 11 Uhr erinnert wird. Er erläuterte die vom Freundeskreis geförderten Projekte, die anstehenden Sanierungen von Glockenträger und Toiletten sowie die Anschaffung eines Defibrillators.

Schatzmeister Dr. Ronald Leppert konnte im Kassenbericht erfreuliche Zahlen vermelden, so wurden aus dem Überschuss des Sommerfests die beiden Kitas und die Offene Jugendarbeit unterstützt. Eine ausgeglichene Bilanz gab es bei der Weihnachts-Paket-Aktion für Insassen der JVA. Nachhaltig verwendet werden Gelder aus dem Erbe des 2021 verstorbenen Pfarrers Wolfgang Rieser.

Bei den Teilwahlen für die Vorstandschaft wurden gewählt: Monika Bulla als Schriftführerin, Angelika Lux-Leppert als Stellvertreterin. Die fünf aus der MV gewählten Beiräte: Sabine Abramowski-Keller, Konrad Abelmann-Brockmann, Barbara Hornung, Hubert Hornung, Gertrud Krenzer-Scheidemantel. Kassenprüfer sind Dr. Stefan Wozar und Christa Öhrlein.

Wolfgang O. Hugo