„Erzähl mir vom Frieden“ – unter diesem Motto stand der ökumenische Friedensgottesdienst im Ökumenischen Zentrum im Jahr 2025. Der Bittgottesdienst mit Pfarrer Dr. Harald Fritsch und Pfarrer Stefan Meyer war wieder an das Motto der ökumenischen Friedensdekade angelehnt und fiel just auf 16. März, den 80. Jahrestag der verheerenden Zerstörung Würzburgs im Jahr 1945.
Schon in der Begrüßung erinnerte das Vorbereitungsteam aus Monika Bulla, Michael Legge, Angelika Lux-Leppert, Getrud Scheidemantel und Dieter Thomas an die Berichte der letzten Zeitzeugen von 1945, an Frieden und Versöhnung in der Zeit danach, an bestehende Kriege weltweit und verstörende aktuelle Nachrichten, die Angst wecken.
Gastpredigerin Schwester Beatrix Barth lieferte in ihrer Predigt dann ein Füllhorn an ermutigenden Anknüpfungspunkten, wie Frieden zu schaffen ist. Das Motto des Gottesdienstes „Erzähl mir vom Frieden…“ stehe im völligen Gegensatz zum Evangelium von der Gefangennahme Jesu (Mt 26, 47 -52) sowie zu den leidvollen Erfahrungen von Menschen auf der ganzen Welt, konstatierte die Oberzeller Franziskanerin zu Beginn.
Dem entgegen stehe die Botschaft Jesu: „Jesus nachfolgen heißt: Menschen der Liebe werden. Menschen, die sich trauen, Zärtlichkeit und Kraft zu leben“, so Schwester Beatrix. Obwohl die Wirklichkeit trotz allem tragisch bleibe, habe sich Jesus mit seiner Menschwerdung darauf eingelassen und das Leben mit seiner Auferstehung neu geordnet.
Einer, der sein Leben völlig unter die Botschaft des Friedens gestellt hat, war der hl. Franziskus von Assisi. Das „bene“ im Gruß „pace e bene“ (Frieden und Gutes) sei dabei mehr als der Wunsch „Alles Gute“, sondern verweise auf die biblische Botschaft, dass die Schöpfung gut ist und sich der Güte Gottes verdankt. Franziskus habe sich vom Zauber des Friedens anrühren lassen und konsequent universale Geschwisterlichkeit und unbedingten Friedenswillen gelebt. Seine „respektvolle, warme, zu Mitleid fähige Haltung“ könne uns heute inspirieren, „selbst einen universalen Frieden zu leben, selbst liebevolle Sorge für alle und alles zu tragen und die Grenzen aller Konfessionen, Religionen und Kulturen zu überschreiten“.
Ein ganz persönliches Hilfsmittel auf diesem Weg ist für Schwester Beatrix die japanische Kampfkunst Aikido, wörtlich „Weg der Kraft in Harmonie“. Das Führen des japanischen Eichenschwerts habe viel mit Achtsamkeit, dem rechten Zeitpunkt, Klarheit, Sich-öffnen, Entschiedenheit, mit Respekt und Kontakt zu tun. All das helfe ihr dabei, auch in herausfordernden Situationen handlungsfähig und emphatisch-wertschätzend zu bleiben.
Größtes Vorbild in Sachen Frieden bleibe Jesus in seiner Unabhängigkeit von Freund-Feind-Rollen und der Absage an den Wunsch, siegen zu wollen. Der Weg zum Frieden könne demnach nur in „universeller Solidarität“ bestehen, so Schwester Beatrix. Statt einzelne Menschen mit Schuldzuweisungen zu überhäufen, gehe es darum „gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, der subversiven Friedenskraft zu trauen, mutig Zärtlichkeit zu leben und der frohen, lebensbejahenden Kraft treu zu bleiben“.
Musikalisch vertieft wurden die Gedanken der Franziskanerin durch den Sonnengesang des Hl. Franziskus, den Michael Heinrich an der Orgel spielte. Die anschließenden Fürbitten schlossen alle ein – unschuldige Opfer und Flüchtlinge ebenso wie Verantwortliche und Staatenlenker, Berichterstatter, all diejenigen, die sich mit Terror an der Macht halten oder nicht in der Lage sind, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen, und uns selbst, „dass wir Krieg niemals als Mittel der Politik akzeptieren“.
Anja Legge