Benedikt Al Daimi, 35, ist der neue Chorleiter des Kirchenchors St. Laurentius und St. Lioba.
Wir haben ihn interviewt:
Herr Al Daimi, wie kamen Sie zur Kirchenmusik bzw. zur Chorleitung?
Nach meinem Schulabschluss habe ich in Vorbereitung aufs Musikstudium zwei Jahre lang eine Berufsfachschule für Musik besucht. Damals noch mit meinem Hauptinstrument Trompete, weil ich das eigentlich studieren wollte. Das zweite Hauptfach dort ist für alle verpflichtend Ensembleleitung, also dirigieren. Obwohl es dann - zum Glück - mit dem Trompetenstudium nichts wurde, habe ich da für mich heute nützliche Dinge lernen können. Was ist Ihr Zweitinstrument? Fast alle Musikstudierenden müssen ein Zweitinstrument belegen. Bei den meisten ist das das Klavier, so wie bei mir auch. Für mich ist das nie nur eine Pflicht gewesen, sondern immer auch eine Freude. (Trompete spiele ich hingegen überhaupt nicht mehr.)
Was sind Ihre Hobbys?
Ich habe natürlich das große Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Neben dem Gesang ist ein weiteres großes Hobby von mir Wing Chun Kung Fu, das bei uns im Westen durch Bruce Lee bekannt wurde. Tatsächlich plane ich, das zu einem beruflichen Standbein zu entwickeln; Ich möchte in absehbarer Zeit eine Kung Fu Schule in Würzburg eröffnen. Seit etwa 2018 mache ich eine (private) Ausbildung zum Wing Chun Trainer. Mal sehen, ob das klappt.
Wenn man Sie hören will, wo singen/spielen Sie bevorzugt?
Nach meinem Studium wurde ich direkt für den Chor des Theaters Lübeck engagiert, daher bin ich zunächst mal vor allem im Chorgesang beheimatet. Kürzlich wurde ich in die recht neu aufgestellte Stammbesetzung des Symphonischen Chores Bamberg aufgenommen, mit dem dieses Jahr noch ein paar Projekte anstehen: Als nächstes ist der Chor an der Aufführung von „Requiem für einen jungen Dichter“ von Alois Zimmermann am Darmstädter Theater beteiligt. Außerdem steht in dem Jahr noch das Verdi-Requiem, das Magnificat von Bach und ein Konzert mit a capella Stücken auf dem Programm. Daneben möchte ich auch meine solistischen Tätigkeiten immer weiter ausbauen. Am 13. Oktober singe ich auf Schloss Grumbach in Rimpar bei einem Opern- und Operetten-Abend unter der Leitung meines sehr geschätzten Lehrers Arno Leicht.
Welchen Musikstil schätzen Sie am meisten bzw. wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Puh, das ist eine schwierige Frage. Es gibt so viel schöne Musik. Von der Renaissance bis zur Spätromantik könnte ich keinen bevorzugten Stil oder Komponisten nennen. (Alle übrige Musik höre ich nur am Rande.)
Ihre Lieblingsstelle in der Bibel?
Jedenfalls eine, die ich sehr mag, ist die Stelle mit den Arbeitern im Weinberg, die für unterschiedliche Arbeit den gleichen Lohn bekommen. Das ist ja heute auch in der Politik sehr aktuell. Da wird die Frage nach Gerechtigkeitsprinzipien gestellt, das finde ich sehr spannend.
Seit dem Weggang des Gründers und langjährigen Leiters Arno Leicht hat der Lengfelder Kirchenchor ja vier ganz verschiedene Chorleitungen gehabt. Welches Potenzial hat der Chor aktuell? Wo sehen Sie den Ansatz für Weiterentwicklungen?
Ich habe schon gehört, dass der Chor Zeiten hatte, in denen es um die 60 Mitglieder gab und richtig große Chorwerke aufgeführt wurden. Davon sind wir momentan leider etwas entfernt, aber die allermeisten im Chor können auf sehr viel Chorerfahrung zurück blicken. Daran kann man anknüpfen. Ich bin ein Freund der Arbeit an Details und mir scheint, da lässt sich noch einiges herausholen, ob nun sprachlich, dynamisch oder klangfarblich. Hier beginnen ja die eigentlichen Herausforderungen - und die eigentliche Freude. Außerdem versuche ich, als Sänger auch stimmbildnerische Aspekte einfließen zu lassen. Da gibt es immer Entwicklungspotenzial, egal auf welchem Niveau man singt. Was mir übrigens sehr gut gefällt, ist die Chorgemeinschaft, die der Chor pflegt und das respektvolle aber trotzdem lockere Miteinander. Eine gute Voraussetzung für gemeinsames Wachstum. Schließlich kommen alle Sängerinnen und Sänger freiwillig zu den Proben und investieren ihre Freizeit in dieses Hobby. Da ist es unbedingt notwendig, dass wir eine angenehme Atmosphäre haben, finde ich.
Welche Pläne verfolgen Sie für eine personelle Verjüngung des Chors?
Ja, das ist natürlich ein weiterer Punkt für Entwicklungspotential. Das ist leider gar nicht so einfach zu ändern. Ich werde demnächst mal auf Kleinanzeigen.de inserieren, dass wir immer neue Leute suchen. Vielleicht meldet sich ja jemand. Außerdem hoffe ich, dass wir mit dem nun wieder wöchentlichen Probenzyklus vielleicht noch ein paar Sangeswillige direkt aus der Gemeinde anlocken. Ich denke es ist heutzutage wichtig auch aktiv auf Leute zuzugehen. Wie genau das aussehen kann, darüber denke ich noch etwas nach. Übrigens ist mir wichtig, zu betonen, dass eine Verjüngung nicht der Verjüngung wegen angestrebt werden sollte, sondern schlicht, damit der Chor noch lange besteht. Ältere Mitglieder sind für mich genauso wertvoll wie jüngere.Wer das jetzt liest und gerne singt, darf das gerne als Einladung begreifen. Auch wer noch nie in einem Chor gesungen hat. Das ist alles ganz zwanglos bei uns und wer da noch Scheu hat, kann gerne auch erstmal mit mir Kontakt aufnehmen.
Welche Auftritte (Konzerte, Kirchendienste) haben wir in nächster Zeit zu erwarten?
Als nächstes ist erst wieder der Heiligabend als Auftrittsdatum geplant. Es ist für mich der erste Chor, den ich auf regelmäßiger Basis leite und ich muss noch mehr in diese Aufgabe hinein wachsen. Da habe ich lieber etwas mehr Zeit, Stücke gut zu erarbeiten, zumal ich während meiner eigenen sängerischen Projekte auch manchmal Abwesenheiten habe. Das ÖZ-Fest war da so etwas wie ein erster Schritt, der glücklicherweise auch ganz gut geklappt hat, auch nach einigen Rückmeldungen zu urteilen. Ich freue mich also schon auf eine festliche Christmette mit wundervollen Weihnachtsliedern.
Organisation/Kontakt:
Rudolf Eisenbacher, Tel. 273243
Neue Sängerinnen und Sänger herzlich willkommen!