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Ök. Friedensgottesdienst 30.4.2014, ÖZ WÜ-Lengfeld
Lukas 9, 10-17
Die Speisung der Fünftausend
10 Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu
sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. 11 Als die Menge das merkte, zog sie
ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung
bedurften. 12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen,
damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der
Wüste. 13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote
und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen. 14 Denn es waren
etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig. 15 Und
sie taten das und ließen alle sich setzen. 16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel
und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten. 17 Und sie aßen und wurden alle
satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrig ließen, zwölf Körbe voll.

Predigt: Eva-Maria Larisch
Liebe Gemeinde,
Herr gib mir Mut zum Brücken bauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt. So heißt es in dem
Lied, dass wir vorhin als Sündenbekenntnis gehört haben. Brücken bauen, in Situationen in
denen man sich vielleicht mit einem Graben sicherer fühlt. Warum sollte ich eine Brücke bauen
zu jemandem, mit dem ich Streit habe, den ich vielleicht nicht leiden kann, mit dem ich nichts zu
tun haben möchte. Das kostet mich Mut und Kraft. Kraft, die ich vielleicht lieber für schönerer,
einfacherer Dinge im Leben aufbringen möchte. Doch Jesus lebt es uns anders vor.
Für unser heutiges Friedensgebet haben wir einen sehr bekannten Tex gewählt. Die meisten
von Ihnen haben ihn bestimmt schon mehrmals gehört. Aber es ist auch wirklich ein wichtiger
Text der Bibel. Dies merkt man schon daran, dass er in unterschiedlicher Fassung 6 mal in den
Evangelien vorkommt. Dabei ist bemerkenswert, dass nicht nur Markus, Matthäus und Lukas
ihn aufgenommen haben. Auch Johannes hat diese Erzählung als so wichtig empfunden, dass
er sie in sein Evangelium aufgenommen hat, anders als andere Texte aus den drei synopti-
schen Evangelien.
Natürlich kann man jetzt denken, Jesus kümmert sich um alle 5000 hungrigen Menschen, die
gespannt seinen Worten lauschen. Er hilft und unterstützt sie. Das ist Solidarität wie sie im
Buche steht. Doch dahinter steckt viel mehr.
Als die Menschen zu ihm kommen, will er sich eigentlich mit seinen Jüngern zurückziehen. Die
dreizehn Männer treffen sich gerade nach längerer Zeit wieder. Getrennt waren sie unterwegs,
um den Menschen von Gottes Reich zu predigen. Nun treffen sie sich alle wieder, haben sich
bestimmt viel zu erzählen. Aber in dieser Situation werden sie von einer großen Menschen-
menge eingeholt. Jesus schickt sie aber nicht weg. Sie versammeln sich um Jesus. Sie sitzen
oder stehen in einer großen Menge vor ihm. Jeder versucht ihn zu hören und einen Blick auf ihn
zu erhaschen.
Er erkennt, dass diese Menschen seiner bedürfen. Es sind Menschen, die am Rand der
Gesellschaft stehen, Tagelöhner, einfache Arbeiter, Kranke. Sie müssen hart für ihren Unterhalt
arbeiten. Jesus hilft ihnen nicht nur, indem er die Kranken heilt. Er gibt ihnen Hoffnung. Wenn
er vom Reich Gottes predigt, predigt er von einem Friedensreich. Jesus kennt die Wünsche und
Sehnsüchte der Menschen. Und damals wie heute tragen die Menschen die Sehnsucht nach
Frieden in sich. Ein Friede der sich auf Liebe, Gleichberechtigung, auf Solidarität gründet.
Es sind Worte der Hoffnung, die die Menschen in ihren Herzen bewegen, während sich der Tag
dem Ende neigt. Seit Stunden haben sie ihm gebannt zugehört. Sie können nun erahnen, was
alles möglich wäre, wenn jeder seinen Teil zu Gottes Reich beitragen würden. In diese Situation
hinein kommen nun die Jünger mit einem Problem. Nicht nur ihnen knurren die Mägen, sie
können sich auch denken, wie hungrig die Menge um sie herum ist. Sie haben aber nur 5 Brote
und 2 Fische. Sie wittern Probleme und Schwierigkeiten. Wie sollen all diese Menschen nur satt
werden. Ihre Lösung ist einfach und besteht darin, die Menschen wegzuschicken. Sie sollen
sich selbst um sich kümmern. Doch Jesus ruft sie in die Pflicht! Gebt ihr ihnen zu essen.
Gerade hat er noch vom Friedensreich gesprochen. Ein Reich, in dem sich die Menschen
beistehen und helfen sollen. Hieran merkt man, dass es nicht nur leere Worte sind. Wenn die
Menschen glauben sollen, was Jesus predigt, dann müssen sie es auch erleben. Es am
eigenen Leib spüren.
Wir erleben hier konsequente ausgeübte Friedenspolitik. Es scheint den Jüngern unmöglich,
die Menschen mit den wenigen Ressourcen satt zu bekommen. Wie die Jünger neigen wir auch
dazu, es scheint uns unmöglich, dass die Aufgabe zu meistern ist. Doch wir dürfen nicht die
Augen verschließen vor augenscheinlich zu großen Hindernissen. Wie ein Sprichwort schon
sagt: Wer aufgibt, hat schon verloren.
Jesus schreckt nicht davor zurück. Er bittet die Menschen sich zusammen zu setzen. Sie sollen
keine anonyme Masse bleiben, sondern miteinander ins Gespräch kommen. Das ist der erste
Schritt einer konsequenten Friedenspolitik. Zu je fünfzig setzen sie sich nun in Gruppen
zusammen, mit Menschen deren Rücken sie aus der Menge bisher vielleicht nur kennen. Sie
bilden eine Mahlgemeinschaft. Gemeinsam gehen sie ein Problem an. Es darf nicht übereinan-
der geredet werden, sondern miteinander. Dies ist eine einfache Regel, die manchmal sehr
schwer erscheint. Es fängt bereits in der Familie an. Wer kennt es nicht, dass Eltern aus
Fürsorge ihren Kindern Tipps und Ratschläge geben. Es aber damit ein wenig übertreiben. Und
die Kinder es aber als Einmischung in ihre Leben sehen. Man muss den Kontakt suchen. Bei
Problemen darf man sich nicht den Rücken zukehren, sondern muss aufeinander zugehen.
Doch auch in der Weltpolitik ist umso wichtiger. Länder werden ausgegrenzt in Situationen, in
denen umso wichtiger wäre miteinander eine Lösung zu suchen.
Jesus zeigt uns, dass es funktionieren kann. Wen würde es nun weiterbringen aus der Menge
aufzuspringen und zu fluchen oder zu jammern. So kann kein Friede entstehen. Jesus zeigt
uns, was es bedeutet sich solidarisch zu zeigen. Solidarität heißt zu teilen, was man hat. Dem
Nachbarn zu sagen: Das ist es was wir haben. Lass es uns teilen.
Und oftmals fällt dies Menschen leichter, die von Vornherein schon weniger haben. Das wenige
teilen sie. Dies durfte ich schon selbst erleben, während einer Reise nach Papua-Neuguinea.
Noch nie habe ich solch große Armut gesehen. Doch mit Freude teilten sie das wenige was sie
hatten mit mir und das mit Freude. Ist es nicht viel entspannter und fröhlicher wenn man
miteinander teilt, als wenn man eifersüchtig auf das schaut, was der andere hat. Während
diesen solidarischen Aktionen ist der Friede, von dem Jesus redet, spürbar.
Doch dieser Frieden ist weder umsonst, noch leicht zu erreichen. Er ist wertvoll und wie wir
schon oft feststellen müssen, kosten uns die wertvollen Dinge viel. Frieden zu machen kostet
mehr als Beten oder allein der gute Wille. Er kostet uns Mut. Mut den ersten Schritt zu machen,
selbst wenn es uns vorkommt als würden wir gegen Windräder kämpfen.
Wie es bereits im Lied heißt, dass ich am Anfang zitiert habe. Wir brauchen Mut für den ersten
Schritt. Sei es beim Streit in der Ehe, bei einer Auseinandersetzung mit dem Chef oder einer
Zwistigkeit mit dem Nachbarn. Es braucht einen, der den ersten Schritt in Richtung Versöhnung
macht. Denn Frieden fängt bereits im Kleinen an. Wie können wir darauf hoffen, dass es in der
Welt gerecht und solidarisch zugeht, wenn wir nicht selbst anfangen Brücken zu bauen.
Wir müssen für gerechte und solidarische Lebensstrukturen Sorge tragen. Jeder einzelne
muss Verantwortung übernehmen. Frieden braucht einen Boden, auf dem er gedeihen kann.
Dieser muss durch alle gemeinsam bestellt werde, von denen die mehr haben, wie von denen
die weniger haben.
Und dies ist nicht einfach. Es bedarf außer Mut auch einem langen Atem. Doch dürfen wir
darauf vertrauen, dass Gott auf unserer Seite steht und uns stärkt. Er geht diesen ersten
Schritt, der so viel Mut benötigt mit uns. Wir müssen ihn nicht alleine machen.
Jesus selbst sagt von sich: Ich bin das Brot des Lebens. Wenn wir also auf ihn vertrauen und
an ihn glauben, dann wird es uns nie mehr hungern. Im Reich Gottes werden die satt werden,
die in ihrem Leben erfahren mussten, was es heißt Hunger zu erleiden. So heißt es schon in
den Seligpreisungen.
Unser Glaube macht uns sehend. Er fordert es ein und ermutigt uns zugleich dazu, so zu leben,
dass alle, die da sind, statt werden. Wir sollen Bereitschaft und Solidarität zeigen, wenigstens
das Überflüssige zu teilen. Dann bleibt auch noch genug übrig.
Und stimmen sie nicht auch dem Sprichwort zu: Geteilte Freude ist doppelte Freude.
Amen.

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