Newsletter-Impuls Mai
Der Heilige Geist – ein Künstler?
Foto: Theo KellerhausDas zweite Pfingstfest der Corona-Zeit steht bevor. Es gilt als das Fest der Kirche und der Kirchengründung. Eine schwierige Vorstellung in Corona-Zeiten. Damals – so heißt es in der Apostelgeschichte - kamen sie alle in Jerusalem zusammen. Ein brausender Sturm erfüllte das Haus, in dem sie versammelt waren. Und sie begannen in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Es entstand ein Sprachengewirr babylonischen Ausmaßes.
Wir haben dies vor vielen Jahren einmal in einem Pfingstfamiliengottesdienst auf kleiner Flamme nachempfunden, in dem wir dieses Evangelium im griechischen Urtext vorgetragen haben. Dann aber brachte Gottes Wirkkraft, der Heilige Geist sie alle, die nach ihrer Mundart redeten „sprachlich“ und darüber hinaus zusammen.
Auf dem Hintergrund dieser zutiefst irritierenden Ereignisse in Jerusalem (die konservativen Juden unterstellten ihnen, sie seien betrunken!) kam mir Joseph Beuys in den Sinn, der in diesem Monat 100 Jahre alt geworden wäre. Ich will ihn und andere Künstler jetzt nicht heiligsprechen, doch hat nicht gerade Joseph Beuys in seiner Art einen brausenden Sturm, eine ganz schöne Verwirrung in die gesetzte und abgezirkelte Kunstszene und die gesamte Gesellschaft der Nachkriegszeit gebracht? Einer der würdigenden Geburtstagsbeiträge zeigte auf, dass der christlich sozialisierte, dann aber doch kirchenfremde Künstler, vom Glauben seiner Eltern bis zuletzt durchdrungen war: „Das „Wesen des Christus (des Erlösers) lebt in mir wie in jedem anderen Menschen. Ich möchte auf die Möglichkeit des Menschen aufmerksam machen, auf sich und andere erlösend zu wirken“.
Zurück nach Jerusalem. In seiner Pfingstpredigt beruhigt Petrus die Menge und zitiert einen Psalm Davids (Apg 2,28): „Du hast mir die Wege zum Leben gezeigt, du wirst mich erfüllen mit Freude vor Deinem Angesicht.“ In diesem Sinne ein frohes, erlösendes Pfingstfest. Bleiben wir trotz aller Verständigungsschwierigkeiten einander zugeneigt. Verzweifeln wir nicht an den Provokationen des Lebens. Wer weiß, wofür sie gut sind. (Theo Kellerhaus)