Das Ökumenische Zentrum
Die Sehnsucht nach Einheit unter den Christen ist im Gebäude des Ökumenischen Zentrums schon ein Stück weit Wirklichkeit. So heißen die beiden Kirchenräume nicht Kirche, sondern Chor – und bilden damit zwei Teile eines großen Ganzen. Auch die Namensgebung wurde bewusst „über Kreuz“ gewählt: Die evangelische Kreuzestheologie wurde zum Namensgeber für den katholischen „Heilig-Kreuz-Chor“, die katholische Hl.-Geist-Theologie steht Pate für den evangelischen „Heilig-Geist-Chor“. Um eine gemeinsame Struktur zu schaffen, die beide Gemeinden eint und trägt, wurde 1977 der „Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums“ aus der Taufe gehoben.
Die Anlage ÖZ
Für die Namensgebung der beiden Kirchenräume war das Bild der hochromanischen Doppelkirche vor Augen gestanden. Dort sind der West- und Ostchor durch das Kirchenschiff verbunden. In ähnlicher Weise sollen sich hier die getrennten Kirchenräume der beiden konfessionsverschiedenen Gemeinden im Ökumenischen Zentrum Lengfeld zu einem gemeinsamen Leben verbinden.
Zusammengehalten werden die beiden Chöre nicht durch ein Kirchenschiff aus Steinen, sondern das lebendige "Schiff, das sich Gemeinde nennt". Zeichen hierfür sind die gemeinsamen Feste und Veranstaltungen im Zentrum und der gemeinsame Beginn der Osternacht im Hof.
Wer die Namen der beiden Kirchenräume hört, der wird sich zunächst wundern, dass der katholische Gottesdienstraum den Namen Heilig-Kreuz-Chor trägt. Man vermutet, dass die Theologie des Kreuzes, durch Martin Luther in den Mittelpunkt gestellt, für die evangelische Gemeinde typisch wäre. Der Grund für diese Namensverteilung liegt zum einen darin, dass die katholische Kirchengemeinde von Alt St.Laurentius ein aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stammendes Triumphkreuz mit in den neuen Kirchenraum nahm und von daher lag der Name Heilig-Kreuz-Chor nahe. Zum anderen bot sich für den evangelischen Gottesdienstraum der Name Heilig-Geist-Chor an, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass es allein Gottes Geist ist, der die Kirche Christi immer wieder neu bewegt und vorwärtskommen lässt. So war dies ja auch das erklärte Ziel der Reformatoren: "Ecclesia semper reformanda" d.h. die Kirche muss stetig reformiert werden. Dies geschieht nicht nur durch Menschen, sondern vor allem durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Foto: Anja Legge Der katholische Heilig-Kreuz-Chor ist von seiner Konzeption her so gebaut, dass hier lebendige Liturgie mit der Gemeinde gefeiert werden kann. Damit auch der hinterste Platz nicht zu weit vom Altar entfernt ist, wurde bewusst die Form eines Querhauses gewählt, in das die Altarinsel hineinstößt.
Der Altar, vom Würzburger Bildhauer Helmut Weber gestaltet, ist der Mittelpunkt der Kirche. Er ist aus fränkischem Muschelkalkstein aus Kirchheimer Steinbrüchen. Bewusst wurde er in seiner Struktur ganz lebendig gelassen. Denn er symbolisiert Jesus Christus, den Stein, den die Bauleute verworfen, den Gott aber als Eckstein gesetzt hat. In einem schwingenden Kreis um den Altar stellte der Künstler den Taufstein, den Tabernakel mit der Osterkerze über dem Rüststein, die Priesterbank und den Ambo mit dem Kreuz.
Die Gestaltung des Wandteppichs hinter dem Hochaltar übernahm der französische Künstler Bernard Jardel. Gewoben wurde der in Blautönen gehaltene Teppich bei der Firma Raymund Picaud in Aubusson (1976). Das Thema des Wandteppichs heißt „Ökumene“. Unsere Welt, auch die Welt unserer Kirchen wird dargestellt durch Rechtecke. Sie haben Berührungspunkte, gemeinsame Flächen und doch steht jedes für sich. Die Kanten der Rechtecke können verletzen. Man kann diese geraden Linien aber auch sehen als Parallelen, die sich im Endlichen nie treffen. In dieses Neben- oder sogar Gegeneinander setzt Gott eine neue Einheit. Sie ist dargestellt durch den Kreis der warmen Farbe. Von ihm gehen Wellen aus, die gerade die harten Kanten umgreifen. In diesem Teppich soll die Hoffnung sichtbar werden, dass da irgendwo – sicher nicht ganz in den Linien unserer geradlinigen Logik – eine Kraft wohnt, der es gelingt, widerstrebende Formen, Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu läutern. Es ist die Hoffnung, dass das Gewirr von Gegensätzlichkeiten letztlich eingeschrieben ist in einen großen Kreis der Einheit. Foto: Anja Legge
Der Kreuz- und Osterweg wurde im Frühjahr 1991 von dem Aschaffenburger Meister Siegfried Rischar gestaltet. Links steht der Kreuzweg mit acht Stationen: 1 Judaskuss, 2 Ecce homo, 3 Annahme des Kreuzes, 4 Simon von Cyrene, 5 Jesus wird ans Kreuz genagelt, 6 Der Jünger und Jesu Mutter, 7 Jesu Tod (symbolisiert durch das alte Triumphkreuz aus der St. Laurentius Kirche), 8 Heiliges Grab. Rechts schließt sich der Osterweg in sieben Stationen an: 1 Das leere Grab am Ostermorgen, 2 Jesus und Maria Magdalena, 3 Emmaus, 4 Jesus und Thomas, 5 Jesus und die Jünger am See Genezareth, 6 Christi Himmelfahrt, 7 Pfingsten in Form des Vierzehnheiligenaltars von 1726, früher in Alt St. Laurentius.
Die Laurentiusfigur ist das älteste Kunstwerk im Kirchenraum; es wird auf die Zeit um 1600 datiert.
Die Orgel des Heilig-Kreuz-Chores stammt aus der Werkstatt Otto Hoffmann in Ostheim v. d. Rhön (1983); ihre besondere Note erhält die Orgel durch eine spanische Trompeteria.
Foto: Anja Legge Im evangelischen Heilig-Geist-Chor sind der Geist Gottes, die Frohe Botschaft und die Ursakramente der Christenheit tragende Themen der Gestaltung. Altar und Taufstein wurden wie im Heilig-Kreuz-Chor vom Würzburger Bildhauer Helmut Weber aus Kirchheimer Muschelkalkstein geschaffen.
Die Fenster neben dem Altar hat der Kunstmaler Willi Götz aus Rimbach gestaltet. Sie zeigen die beiden Ursakramente der Christenheit. Das Tauffenster steht in Bezug zum Taufstein und zur Osterkerze. Das Abendmahlsfenster zeigt Jesus in der Mitte seiner Jünger; einer fällt dabei aus dem Rahmen: Es ist Judas, der als einzige Gestalt ohne die Farbe Rot, die Farbe der Liebe gestaltet ist.
Das Heilig-Geist-Relief von Gerhard Schneider aus Kleinseebach bei Erlangen lässt an das Lied "Die Sache Jesu braucht Begeisterte" und die Passage aus der Apostelgeschichte denken: "Und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist." In seiner Form erinnert das in Ton gebrannte und glasierte Relief an eine Kreuzwegstation und ist somit die Fortführung des Kreuz- und Osterweges im Heilig-Kreuz-Chor. Wie in einer Sonne ist über den Aposteln das Symbol der Heiligen Geistes in Form einer Taube zu sehen. Erschrocken schauen die einen nach oben; sie können es noch gar nicht fassen, dass das Versprechen ihres Meisters Wirklichkeit geworden ist. Demütig falten die anderen ihre Hände oder halten sie bittend nach oben. Züngelnde Feuerflammen erscheinen über den Häuptern der Versammelten. In der Mitte steht Maria, die Mutter unseres gemeinsamen Herrn, die auch für evangelische Christen nicht aus der Kirche verbannt ist, sondern in das Heilsgeschehen hineingehört. Unter dem Relief weist der Satz aus dem hohenpriesterlichen Gebet Jesu darauf hin, dass die Einheit der Kirche letztendlich erbetet und von Gottes Heiligem Geist gewirkt werden muss.
Die Buntfensterwand stammt aus der Werkstatt des Lengfelder Künstlers Johannes Freund. Wer die Fenster nur von außen sieht, erkennt nur das Netzwerk der Bleiverglasung. Um die Geheimnisse Gottes in ihrer Pracht und Farbe zu sehen, muss man hineingehen in das "Heiligtum" und die Fenster von innen betrachten.
Die fortlaufende "Erzählung" im unteren Teil (vom Altar aus von links nach rechts zu lesen) will dem Betrachter sagen: Es ist der Geist Gottes, der Ordnung schafft in aller Unordnung der Welt:
Fenster 1: Am Anfang war das Nichts, beziehungsweise es herrschte das Chaos, die Unordnung. Fenster 2 und 3: Basaltkegelähnliche, glühend rote Felsbrocken ragen ungeordnet empor. Fot: Anja Legge Fenster 1-4: Das goldgelbe Licht von Sonne und Mond strahlt über dem Chaos. Der Geist Gottes ist im Licht anwesend.
Fenster 5-8: Der Geist Gottes beginnt sein Werk. Das Chaos formt sich zur Ordnung des Mikrokosmos: Leuchtendrote Elemente formen sich wie Atomkerne aneinander.
Fenster 7-9: Die Ordnung im Mikrokosmos ist Voraussetzung für die sich bildende Vegetation. Sie ist dargestellt in der Form einer grünen kelchartig sich öffnenden Blüte.
Fenster 9-12: Die "Erdscheibe" ist Symbol der Ordnung. Alles ist auf den in Feuerflammen dargestellten Mittelpunkt hin orientiert. Die Flammen sind Symbol für den Geist. Er ist es, der Ordnung schafft und hält. Es ist sein Geist, der das Leben im Ökumenischen Zentrum bestimmen soll. Einen neuen Himmel und eine neue Erde wird Gott schaffen. Wie sie aussehen werden, kann keiner sagen. Die Ordnung, reicht noch in das letzte Fenster, den Neuanfang hinein.
Darüber sInfoflyer Freundeskreis ÖZind Medaillon-artig die Symbole der vier Evangelisten angebracht. Die vier geflügelten Wesen sind der Apokalypse des Johannes (4,7) entnommen: Johannes ist der Adler, Matthäus der Engel, Markus der Löwen und Lukas der Stier zugeordnet. Ein herabfahrender Engel durchstößt den Himmel, Sinnbild für das Eintauchen der göttlichen Dimension in die menschliche.
Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums
Der Bau eines gemeinsamen Gemeindezentrums im Jahre 1975 war auf überwältigenden Wunsch der Mitglieder beider örtlicher Kirchengemeinden hin erfolgt. Im März 1977 konstituierte sich der Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums in Lengfeld e. V. als rechtlich verfasste Schnittmenge der christlichen Gemeinden in Lengfeld und Ausdruck ihres überdauernden Willens zur Partnerschaft. Die dann folgenden Jahrzehnte brachten eine rasante Entwicklung der Annäherung der Konfessionen. Vieles läuft in Lengfeld heute gemeinsam. Doch ist es bleibende Aufgabe, das Modell einer konfessionsverbindenden, religions- und weltoffenen ökumenischen Gemeinde wachzuhalten und zukunftstauglich zu gestalten.
Dazu will der Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums in Lengfeld seinen Teil beitragen. Den Infoflyer sowie die Satzung des Vereins können Sie durch einen Klick auf den jeweiligen Begriff einsehen.
Wenn Sie die Ideen des Freundeskreises unterstützen und selbst Mitglied werden wollen, finden Sie den Mitgliedsantrag --> hier.
Als Veranstalter, als ideeller und finanzieller Förderer und auch durch die Mitwirkung seiner Mitglieder unterstützt der Freundeskreis insbesondere folgende Aktivitäten, Gruppen und Projekte in Würzburg-Lengfeld und darüberhinaus:
Spiritualität und Liturgie
- Ökumenische Gebete und Gottesdienste, Ökumenische Predigtreihen
- Gegenseitige Einladungen zu den Gottesdiensten der jeweils anderen Konfession
Begegnung und Feier
- Ökumenisches Gemeindefest (ÖZ-Fest) am letzten Wochenende des Schuljahres
- Überregionale Treffen der Ökumenischen Zentren und Fachtagungen (zuletzt Bundestagung 2005)
- Mitwirkung in der örtlichen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) und in anderen „gesamtkirchlichen Gremien“
- Überregionale Zusammenarbeit der Ökumenischen Gemeindezentren (z. B. auf Kirchen- und Katholikentagen)
- Teilnahme am interreligiösen Dialog
Bildungsarbeit
- Kindergärten des Ökumenischen Zentrums 'Arche Noah' und 'Regenbogen'
- Ökumenische Kurse und Vortragsreihen (teilweise zusammen mit der Domschule)
- Ökumenische Bibelgespräche
- „Studien“-fahrten zu ökumenisch und interreligiös interessanten Zielen (früher Herbstausflug)
Solidarität und Integration
- Projekt Offene Jugendarbeit für Lengfeld
- Mitgliedschaft und Mitarbeit in der Nagelkreuzinitiative Würzburg
- Weihnachtspaketaktion für die Justizvollzugsanstalt
- Projekt „Integration durch Sprache, Sport und Spiel“
- Ökumenische Nachbarschaftshilfe 'Eine Stunde Zeit'
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
- Stadtteilzeitung „Neue Brücke“ (mit Nr. 2/2010 eingestellt)
- Gemeinsamer ökumenischer Gemeindebrief „Neues im Blick.'
- Lokale Presse (Mainpost, hallo lengfeld, MainKalender ...)
Vorstand & Beirat
Foto: Jochen Scheidemantel
Vorstand und Beirat 21.11.2019 (Bild: jS)
Ansprechpartner im Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums
- Josef Theo Kellerhaus, Vorsitzender
Riedstr. 35a, 97076 Würzburg, Tel. 275682
E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - Dr. Harald Fritsch, Stv. Vorsitzender
- Christoph Lezuo , Stv. Vorsitzender
- Christa Borawski, Kassiererin
- Andrea Schoknecht, Schriftführerin
Beirat
delegiert: Christa Öhrlein (KV St. Laurentius) - Angelika Lux-Leppert (Kirchenvorstand) - Bianca Webert (PGR St. Laurentius & Lioba) - NN (Ev. Gesamtkirchenverwaltung WÜ)
gewählt: Barbara Hornung - Gertrud Krenzer-Scheidemantel - Monika Bulla - Sabine Abramowski-Keller - Klaus-Dieter Gerth
Wir freuen uns sehr, wenn Sie mit uns im Ökumenischen Zentrum zusammenkommen, nachdenken, beten, Ökumene leben und gestalten.