logo st benedikt

Bei einem feierlichen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom hat Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran am 30. Januar 2022 die vier Pastoralen Räume im Urbanen Raum Würzburg errichtet. Gekommen waren neben zahlreichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern Vertreter der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, der Dekanate, der Ökumene sowie der Kommunen. Zudem wurde der Gottesdienst auf Youtube übertragen.

Seit 2016 habe man diskutiert und über Schwerpunkte, Ziele, Strukturen und inhaltliche Ausrichtungen nachgedacht, berichteten Gemeindereferentin Roswitha Hofmann und Gemeindereferent Hubert Hemmerich. Keineswegs leicht gewesen sei der Entscheidungsprozess, in dessen Mittelpunkt die Frage stand, „wie sich Kirche angesichts der veränderten Bedingungen so aufstellt, dass sie zugänglich, erkennbar und erreichbar bleibt“. Zwar seien die Gläubigen heute überall im Urbanen Raum unterwegs, ehrenamtliches Engagement aber geschehe an einem konkreten Ort, und Hauptamtliche brauchen einen klaren Rahmen.

Im März 2020 wurde der Urbane Raum mit der Stadt Würzburg und den nahen, umliegenden Gemeinden definiert und in die Viertel Nordost, Nordwest, Südost und Südwest aufgeteilt. Hinsichtlich der Leitungsstruktur haben sich alle vier Räume für das Übergangsmodell entschieden, das heißt: Die leitenden Pfarrer bleiben zunächst für ihre bisherigen Pfarreiengemeinschaften verantwortlich, ein Kurator sorgt für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Innerhalb des Urbanen Raums soll die Idee der Durchlässigkeit eine wichtige Rolle spielen, alle vier Räume haben sich zur übergreifenden Zusammenarbeit verpflichtet; ein Beispiel ist etwa die Firmvorbereitung, die bereits jetzt zum Teil gemeinsam durchgeführt wird.

Der Pastorale Raum Würzburg Nord-Ost (26400 Katholiken) umfasst die Pfarreiengemeinschaften und Pfarreien Rimpar, Kürnach-Estenfeld-Mühlhausen, Würzburg Lengfeld, Versbach-Lindleinsmühle, Stift Haug, Pleich, Grombühl und Juliusspital. Kurator ist Dr. Harald Fritsch. Der Pastorale Raum Würzburg Nord-West (18500 Katholiken) umfasst Erlabrunn, Leinach, Margetshöchheim, Zell, Güntersleben-Thüngersheim, Veitshöchheim, Würzburg-Dürrbachtal. Kurator ist Bernd Steigerwald. Der Pastorale Raum Würzburg Süd-Ost (16000 Katholiken) umfasst die Gemeinden Rottendorf, Gerbrunn, Randersacker-Theilheim-Eibelstadt, Sommer-/Winterhausen sowie Würzburg Ost, Sanderau, Dompfarrei, Neumünster, St. Peter und Paul und Hofpfarrei. Kurator ist Tobias Fuchs. Der Pastorale Raum Würzburg Süd-West (23200 Katholiken) umfasst die Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften Höchberg, Rottenbauer, Reichenberg, Würzburg Heuchelhof, Heidingsfeld, St. Bruno, Heiligkreuz und St. Elisabeth, St. Burkard. Kurator ist Klaus Hösterey.

Für Generalvikar Vorndran, der seit Oktober 2021 die pastoralen Räume im Bistum errichtet, war es ein „besonderer Tag“. Als vormaliger Dompfarrer und Stadtdekan sei er mit Herzblut bei der Gestaltung dabei gewesen. Der heutige Meilenstein stimme ihn dankbar und hoffnungsvoll, denn: „Wir stellen uns der Herausforderung, Kirche in Umbruchzeiten aktiv und kreativ mitzugestalten.“ Mit der Errichtung, so Vorndran weiter, komme „nicht nur ein Kind zur Welt, sondern es sind Vierlinge geworden!“. Während Vorndran die Errichtungsdekrete an die Pfarrer Dr. Harald Fritsch, Bernd Steigerwald und Tobias Fuchs sowie Gemeindereferentin Andrea Hartmann in Vertretung für Klaus Hösterey übergab, wurde Wasser aus allen vier Räumen zusammengegossen und gesegnet.

In seiner Predigt bezog sich Vorndran immer wieder auf den Lesungstext, das Hohelied der Liebe. Paulus sei für ihn ein Zeuge des Umbruchs und des Neuanfangs in der jungen Kirche. Auch er habe den irdischen Jesus nie kennengelernt, doch Gott habe sich ihm mit aller Macht offenbart: „Keiner kann nachholen, was die Jünger erlebt haben, aber jeder darf sich von Gott finden lassen“, stellte Vorndran die Verbindung zum Christsein heute her. Die Errichtung der Räume geschehe „nicht um der bloßen Strukturreform willen“. Ziel sei es vielmehr, „bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, damit Menschen heute und hier in ihrem Umfeld Jesus Christus erfahren können“; denn: „Jesus Christus ist die Antwort auf all unser Suchen und Fragen.“

Das Hohelied sei gewissermaßen das „Grundgesetz der christlichen Gemeinde“, in dem Paulus die Liebe und den Heiligen Geist als zentrale Eigenschaften des Christseins und Motor für alles Engagement definiert. „Wenn wir Respekt zeigen, Solidarität über und den anderen achten, dann geben wir dem heiligen Geist Raum“, so Vorndran: „Lernen wir von diesem Pionier der Kirchenentwicklung uns zu bekehren, neu anzufangen und nicht zu ruhen, das Evangelium allen Menschen zu verkünden. Dann finden auch wir den richtigen Weg in die Zukunft.“ Ausdrücklich dankte der Generalvikar den vielen Ehrenamtlichen, die sich mit hohem Engagement bei der Raumbildung eingesetzt haben. Für die Zukunft hoffe er auch weiterhin „auf die gute Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, ein gutes ökumenische Miteinander und mit den Kommunen.“

Der evangelische Dekan Wenrich Slenczka stellte den Psalmvers „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ in den Mittelpunkt seines Grußwortes. Es sei normal, zwischen der Freude über das Neue und der Sorge hin- und hergerissen zu sein, sagte er, aber: „Wir sind nicht allein in diesem Raum.“ Slenczka freute sich, dass die Ökumene in den Überlegungen der Pastoral der Zukunft eine Rolle spielt. Auch die evangelische Kirche beschäftige sich nämlich aktuell im Prozess „Profil und Konzentration“ mit der Frage, „wie wir auf die Menschen zugehen, wie wir für andere beten und im ökumenischen Miteinander glauben und handeln können“.

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt hob angesichts der Veränderung von Ressourcen und Lebensgewohnheiten den Wert von Begegnungsangeboten hervor. „Die Kirchen prägen das Leben in den Stadtteilen“, betonte er, sie seien „Partner, Botschafter und Verbindungsleute in unserem gemeinsamen Bemühen um die Menschen“, und deshalb freue er sich auf die Zusammenarbeit.

Anja Legge

Fotografische Eindrücke vom Gottesdienst (alle Fotos Anja Legge): 

 

­