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Der neue evangelische Dekan für Würzburg Dr. Wenrich Slenczka berichtet von seinen Erwartungen, geplanten Schwerpunkten und persönlichen Charismen. 

 INTERVIEW zum DIENSTANTRITT

Sehr geehrter Herr Dekan Dr. Slenczka, 

> was für Menschen erwarten Sie, in Würzburg zu begegnen?

Ich freue mich auf Menschen, die gerne in ihrer Kirche mitmachen oder gerne mit unserer Kirche zusammenwirken. Ob das neugierige, kritische oder zurückhaltende Menschen sind – Hauptsache wir kommen zusammen. Denn Kirche sind wir nur zusammen. Schade, dass das jetzt nur auf Distanz möglich ist.

> Was für Gemeinden erwarten Sie, vorzufinden?

Auf dem Land werden sie den Gemeinden ähnlicher sein, die ich aus dem Weidener Dekanat kenne. Einige sind seit der Reformation evangelisch, andere sind später durch Zuzug oder Flüchtlinge entstanden. In der Stadt wird sich die Universität und andere Einrichtungen stärker bemerkbar machen. So wird es sehr unterschiedlich geprägte Gemeinden geben, und ich muss und möchte jede einzelne kennenlernen.

> Mit welchen Problemen erwarten Sie, konfrontiert zu werden?

Zur Zeit gibt es eigentlich ein großes Problem: dass wir einander nicht begegnen können, wie wir wollen. Christliches Leben braucht doch eine lebendige Gemeinschaft, in der man sich sieht, miteinander redet, singt und betet. Jetzt muss das meiste per Telefon, Videobotschaften oder eben in Einzelbegegnung auf Distanz geschehen. Hoffentlich lässt die Gefahr der Infektionen bald nach.

> Welche Impulse wollen Sie noch in die Umsetzung der Landesstellenplanung einbringen?

Nicht nur die Landesstellenplanung, sondern auch die demographische Entwicklung fordern, dass wir in Zukunft über die Gemeindegrenzen stärker zusammenarbeiten. Da die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer zurückgeht und es auch weniger Gemeindeglieder geben wird, müssen wir uns um so mehr zusammentun. Das ist ja eigentlich auch unsere Stärke.

> Welchen Stellenwert wird die Ökumene für Sie haben,

a. lutherisch-römisch:

Ich habe von dem ökumenischen Zentrum in Lengfeld gelesen und hoffe, es bald kennenzulernen. Im Dekanat Weiden gab es viele sogenannte Simultankirchen – seit 1653. Evangelische und katholische Gemeinden besaßen gemeinsam die Kirchengebäude. In einzelnen Fällen ist das heute noch so. Früher waren das „Zwangsehen“, die nicht notwendig von Liebe gekennzeichnet waren. Heute begegnen wir uns sehr viel freundlicher. Ich glaube, dass die persönlichen Beziehungen zu katholischen Pfarreien für das praktische Miteinander entscheidender sind, als offizielle Papiere und Erklärungen.

b. unter Einbeziehung auch der bei uns kleinen Kirchen –AcK-:

Christen gehören zusammen – was soll man mehr sagen?

c. interreligiöser Dialog:

In Weiden habe ich in einem interreligiösen Gesprächskreis mitgearbeitet. Davon habe ich viel gelernt. Es ist gut, wenn man sich gegenseitig kennenlernt. Dadurch lernt man sich bei allen Unterschieden gegenseitig zu respektieren. Und man kann gemeinsam dem gesellschaftlichen Frieden dienen.

d. Dialog mit den agnostischen MitbürgerInnen, "Ökumene der 3. Art"?

Das ist schön, wenn man mit diesen Menschen ins Gespräch kommt. Ich habe gerade wieder die Reden des damals jungen Theologen Friedrich Schleiermacher gelesen: „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern“. Das war vor über 200 Jahren und ist in so vielem noch aktuell.

> Welches ist ihr stärkstes Charisma (in der Sprache der Kaufleute: Ihr Alleinstellungsmerkmal)?

Da gibt es ein schönes Gebet von Luther: „Herr, ich bin ein fauler Esel, darum komme ich zu dir, damit du mir hilfst und mein Herz anzündest.“ In den Briefen, die ich zum Abschied bekommen habe, werden immer wieder genannt: Vertrauen gegenüber den Mitarbeitenden, Humor und theologische Klarheit. Hoffentlich haben die Recht.

> Was ist Ihre größte Schwäche?

Wenn wir einander zum ersten Mal begegnet sind, weiß ich nicht, ob ich Sie bei der zweiten Begegnung gleich wiedererkenne. Mein Personengedächtnis ist leider schwach ausgeprägt. Und alle anderen Schwächen behalte ich lieber für mich. Vielleicht kann ich sie cachieren.

Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Dekan Dr. Slenczka, und alle guten Wünsche zum Dienstantritt!

29.4.2020

Die Fragen stellte Jochen Scheidemantel

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