Unter dem Titel „Partnerschaft Lengfeld-Pacoti“ fördern sie Bau und Renovierung von Häuschen, die Ausbildung von Studenten, die Arbeit für und mit Obdachlosen und Selbsthilfe-Projekte im bitterarmen Nordosten Brasiliens. Nach 25 Jahren hat Marianne Grave, die im Januar 1996 den Verein zusammen mit Waldtraud Ackermann gegründet hat, jetzt den Vorsitz an Peter Jaunich übergeben.
Wie kommt Lengfeld zu einer Partnerschaft mit Brasilien? Der aus Lengfeld stammende Missionar Kilian Mitnacht, der von 1942 bis 1995 in Pacoti wirkte, einer 10.000 Einwohner-Gemeinde im Nordosten Brasiliens, 100 Kilometer entfernt von Fortaleza, hatte 1975 die beiden Gemeinden zu Schwestergemeinden erklärt. Die Lengfelder verstärkten daraufhin ihre Hilfe und Beziehungen zu Pacoti. Der ersten siebenköpfigen Gruppe mit Pfarrer Wolfgang Rieser 1985 folgten auch Jugendliche, die zum Praktikum nach Pacoti gingen und andere Gruppen. Inzwischen ist die Partnerschaft keine Einbahnstraße mehr, wie der zweiwöchige Besuch von drei Pacotiensern in Lengfeld im Sommer 2019 eindrucksvoll belegte.
Marianne Grave, die seit Januar 1996 an der Spitze des Vereins „Partnerschaft Lengfeld-Pacoti“ (PLP) stand, sorgte dafür, dass die Partnerschaft mit Pacoti keine Einbahnstraße blieb. Grave war 1978 zum ersten Mal in Rio, portugiesische Sprachkenntnisse hatte sie als Leiterin des Deutschen Kindergartens in Lissabon 1970-1976 erworben. Als Vereinsvorsitzende verbrachte sie ab 1999 oft mehrere Monate in Pacoti, um die Hilfe zu koordinieren. Vor Ort nennen sie die Menschen „Dona Mariana“, sprachen sie auf der Straße an, steckten ihr Zettel mit Hilfeersuchen in die Tasche und bald musste die Lengfelderin eine Sprechstunde einrichten, um die Anfragen zu kanalisieren. Manchmal aber, so berichtete Grave in ihrem Rückblick auf 25 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe, genügte es, die Menschen erzählen zu lassen und sich ihre Sorgen anzuhören. Inzwischen hat der Lengfelder Verein mit der ASPEK (Associação Solidária PadrE Kiliano) einen Partnerverein vor Ort, der seit 2010 die Hilfe koordiniert und weitergibt. Grave, die 1985 zum ersten Mal in Pacoti war, bilanziert: „Man darf nie aufhören, neu anzufangen. Aber es lohnt sich, es gibt Menschen, die mitziehen, in Pacoti ist man gewohnt, Familie und Freunde einzubeziehen.“ So waren für Marianne Grave die 36 Jahre Verbindung mit der brasilianischen Partnergemeinde „immer ein Leben für und mit Pacoti, eine Verbindung, die von Gruppen der Kirchengemeinde Lengfeld und von Pfarrer Wolfgang Rieser, über sein Wirken in Lengfeld hinaus bis zu seinem Tod im Frühjahr 2021, mitgetragen wurde.“
Die Versammlung und der derzeitige Pfarrer Dr. Harald Fritsch dankten Marianne Grave für das über 25-jährige Wirken an der Vereinsspitze unter anderem mit der Ehrenmitgliedschaft. Fritsch dankte ihr dafür, beharrlich den Blick der Lengfelder geweitet und keine Mühe gescheut zu haben. Die gebürtige Brasilianerin Cláudia Brandao-Mecker bescheinigte Grave Vorbild-Funktion und Authentizität ihres Einsatzes für die Partnergemeinde.
In die neue Vereinsführung von PLP wurden gewählt: Peter Jaunich (1. Vors.), Martha Öhrlein (2. Vors.), Schatzmeisterin Maria Thieme, Schriftführer Hans Wilhelm Klein, Hubert Hornung, Cláudia Brandao-Mecker (beide Beisitzer). Verabschiedet wurden die Kassenprüfer Elmar Tratz und Peter Pabst, neu übernehmen diese Funktion Heribert Bulla und Monika Bulla.
Wolfgang O. Hugo
Foto: Nach über einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Partnerschaft Lengfeld-Pacoti verabschiedet: Marianne Grave (Mitte, mit Blumen), links daneben ihr Nachfolger Peter Jaunich (mit Urkunde), Pfr. Dr. Harald Fritsch, Schriftführer Hans Wilhelm Klein und Beisitzerin Cláudia Brandao-Mecker. Rechts von Grave Schatzmeisterin Maria Thieme, die neue 2. Vorsitzende Martha Öhrlein und Beisitzer Hubert Hornung.