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Am 27. Februar 2021 ist Pfarrer i. R. Monsignore Wolfgang Rieser im Alter von 89 Jahren gestorben. Rieser hat von 1965 bis 1996 in Lengfeld gewirkt und das Ökumenische Zentrum auf den Weg gebracht, das 1975 als erstes und einziges gemeinsames Kirchenzentrum in der Diözese Würzburg eröffnet wurde. Seine besondere Sorge galt der Ökumene, der Partnerschaft mit Brasilien und dem Nagelkreuz von Coventry.

In großem Format, ledergebunden, mehrere Kilo schwer und mit Hunderten von Unterschriften und Bildern noch wertvoller ist der „Codex lengfeldensis“, den Bürgerverein und Stadtteilvereine an Pfarrer Wolfgang Rieser übergaben, als er nach 31 Jahren Tätigkeit in Lengfeld im Juli 1996 in den Ruhestand trat. Am 27. Februar 2021 ist Rieser im Alter von 89 Jahren gestorben, untrennbar ist sein Name mit der Ökumene, Brasilien und Nagelkreuz von Coventry verbunden.

Der Aschaffenburger kommt nach Abitur und Studienjahren in Frankfurt, Freiburg, Würzburg im Juli 1965 als Pfarrer nach Lengfeld, mit 1.700 Einwohnern damals eine rasch wachsende Stadtrandgemeinde. Als 1971 in der Pfarrversammlung von Gläubigen der Wunsch geäußert wird, den geplanten Kirchenneubau gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde zu machen und eine Umfrage eine Zustimmung von 92 Prozent signalisiert, gibt Rieser diesen Wunsch gemeinsam mit Gremien wie dem Pfarrgemeinderat und seinem evangelischen Kollegen Dr. Klaus Kurzdörfer an die Kirchenleitungen weiter. Diese geben ihre Zustimmung, am 10. November 1974, dem Geburtstag Martin Luthers, ist Grundsteinlegung. Am 6./7. Dezember 1975 wird das ÖZ Lengfeld als erstes und einziges Ökumenisches Zentrum in der Diözese Würzburg eingeweiht. Der Aschaffenburger wird zum Lengfelder, erforscht Lengfelds Kirchen- und Ortsgeschichte und unterstützt nach der Eingemeindung 1978 die Gründung des Bürgervereins Lengfeld. 1996 erhält er aus der Hand des damaligen OB Jürgen Weber das Goldene Stadtsiegel von Würzburg.

Nach der Weihe durch Bischof Julius Döpfner in Würzburg 1956 war Rieser Kaplan in Waldbüttelbrunn, Aushilfspriester in Obernau, von 1962 bis 1965 Kuratus am Städtischen Krankenhaus Aschaffenburg und Kooperator in Frammersbach (1965).

Außer als Pfarrer von Lengfeld wirkte Rieser ab 1975 als stellv. Dekan des Dekanats Würzburgs links des Mains und ab 1980 als Geistlicher Sprecher der Charismatischen Gemeindeerneuerung im Bistum Würzburg für die Anfangszeit.

Rieser pflegte nicht nur für gute Nachbarschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde Lengfeld, sondern erreichte, dass die Vision eines Ökumenischen Zentrums (ÖZ) im Kürnachtal Wirklichkeit wurde. Auch sorgte er für den Pilziggrund mit dem Kindergarten St. Lioba (1971), dem Ausbau von St. Lioba zum „Lioba-Höfle“ (1986) und dem Kindergarten „Arche Noah“ des Ökumenischen Zentrums (1995).

Seine besondere Sorge galt dem Ausbau besonderer Beziehungen zwischen Lengfeld und der Partnergemeinde Pacoti im bitterarmen Nordosten Brasiliens, wo mit P. Kilian Mitnacht über 50 Jahre ein Lengfelder wirkte. Rieser führte 1985 eine erste Delegation nach Pacoti. Gemeinsam mit den Lengfelder Ministranten organisierte er das Schulgeld der brasilianischen Ministranten und mit den Spenden der Lengfelder dafür, dass die Hilfe zur Selbsthilfe bis heute weitergeht. Zweimal war Rieser vor Ort in Pacoti, der Erzbischof von Fortaleza ernannte Rieser ehrenhalber zum „Parochus Emeritus de Pacoti“.

Nachdem Rieser Abschied von der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde im Ökumenischen Zentrum Lengfeld zu Würzburg und von St. Lioba im Pilziggrund genommen hatte, engagierte er sich nach einem Besuch in der Ruine der Kathedrale von Coventry (August 1996) in der Nagelkreuz-Initiative von Würzburg. Als Jugendlicher hatte er im Dezember 1944 die Zerstörung seines Elternhauses in Aschaffenburg und am 16. März 1945 die Zerstörung Würzburgs von Zellingen aus miterlebt.

In Artikeln anlässlich von Priesterjubiläen bescheinigte man Rieser auch in seiner Heimatstadt Aschaffenburg, sich in Lengfeld für die Interessen aller Bürger eingesetzt zu haben und mit dem ÖZ dafür gesorgt zu haben, dass aus dem „friedlichen Miteinander“ ein „freundliches Füreinander“ geworden sei. Auf die Frage, ob er vielleicht enttäuscht sei, dass die Ökumene bislang keine deutlicheren Fortschritte gemacht habe, antwortete Rieser 2006: „Wir leben sehr intensiv in Lengfeld.“ Und fügte hinzu, dass das Leben sich immer seinen Weg mit neuen Initiativen und Ideen suche.

Wolfgang O. Hugo

Das Requiem für den Verstorbenen wird am Freitag, 5. Marz 2021 um 11.30 Uhr im Ökumenischen Zentrum Lengfeld gefeiert. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familien- und Freundeskreis. Für eine Teilnahme am Requiem ist eine Anmeldung im Pfarrbüro Lengfeld 0931/271977 bis 4. Marz 2021, 12.30 Uhr erforderlich.

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