In diesem Jahr kommt niemand an Berichten und Hinweisen zum Reformationsjubiläum vorbei. Geht es da nur um die Erinnerung an den historischen Durchbruch vor 500 Jahren – oder geht die Bewegung, die davon ausging, noch heute weiter?
vergrößern FKWas im Freundeskreis des ÖZ darüber gedacht wird, kann man seit einem Monat an der Straßenfront des Zentrums zum Schloßgarten lesen. Die Lutherrose als ein Erkennungszeichen der Reformation und das Logo der Ökumenischen Bewegung rahmen das Statement:
Reformation 2017 heißt Ökumene!
Die Reformatoren hatten erkannt, wie die Botschaft des Evangeliums in ihrer Zeit von bestimmten kirchlichen Zuständen und Bräuchen verdunkelt wurde, und zur Erneuerung der Kirche und zur Besinnung auf ihre geistlichen Quellen aufgerufen. Dies war auf den Widerstand der traditionell gesinnten Kräfte im Klerus und unter den Theologen gestoßen. So war die Spaltung der Kirche in konkurrierende Konfessionen nicht mehr zu vermeiden, und die waren erst nach vielen Kämpfen bereit, einander wenigstens zu tolerieren. Aber über die Jahrhunderte wuchsen schließlich doch Verständnis und Dialogbereitschaft. Wenn Christen heute weiter nach dem Kern der frohen Botschaft fragen, können sie dies glaubwürdig nur noch ökumenisch gemeinsam tun und werden dabei voneinander lernen. Durch die Vorarbeit vieler ökumenischer Wegbereiter, nach den Erfahrungen mit der Verständigung untereinander in den evangelischen Kirchen und im Geist des zweiten Vatikanischen Konzils katholischerseits dürfen wir in
Lengfeld gemeinsam von den Einsichten der Reformatoren profi tieren. Wenn wir die konfessionellen Engen zu überwinden suchen, die unsere Kirchen begrenzen und voneinander trennen, und wenn wir uns über die Vielfalt unserer Traditionen
freuen, machen wir die Reformation nicht rückgängig, sondern führen sie weiter.
Die Tür zur Schlosskirche in Wittenberg, an der der Legende nach Martin Luther seine 95 Thesen anschlug, um sie zur Diskussion zu stellen, gilt heute als ein Symbol der freien Rede und der Möglichkeit eines Einzelnen, gesellschaftliche und kirchliche Verhältnisse in eine neue Richtung zu wenden. Luther war bei dieser Aktion angetrieben von seinem Gewissen, von großer Sorge und von der Hoffnung auf wachsende Einsicht durch eine ernsthafte Debatte. In seiner Schrift über das Dolmetschen riet er den Predigern, dem Volk „aufs Maul zu schauen", damit sie ihre Botschaft besser auf ihre Adressaten ausrichten konnten.
Diese beiden Ideen werden wir nun in Lengfeld verbinden und neu umsetzen: Am 5. März wird im Eingang des ÖZ am Schloßgarten in Erinnerung an die Wittenberger Thesentür eine symbolische „Lengfelder Thesentür" aufgestellt werden,
die bis einschließlich zum ÖZ-Sommerfest am 22./23. Juli allen Besuchern des ÖZ Gelegenheit zum Anschlagen von Gedanken, Fragen, Anregungen oder Sorgen geben wird.
Sind wir in Lengfeld, sind wir im ÖZ auf dem richtigen Weg?
Was läuft gut, woran wäre weiter zu denken und zu arbeiten?
Besonders die junge Generation ist hier gefragt, Ideen und Beobachtungen mitzuteilen. Nur wenige Regeln sind zu beachten:
- Die Thesentür steht vom ersten Fastensonntag / Invocavit bis zum ÖZ-Sommerfest 2017 für eine offene Debatte zur Verfügung.
- Alle Beiträge müssen mit Namen unterschrieben sein. Anonyme Beiträge werden ausnahmslos entfernt.
- Herabsetzende, diffamierende oder beleidigende Beiträge sowie direkte persönliche Angriffe werden nicht geduldet, sondern von den Verantwortlichen des Freundeskreises entfernt.
Und alle Beiträge werden dokumentiert. Die Initiatoren sind sehr gespannt auf eine lebhafte Debatte.
Alexander Susewind