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Wie be- und ge-liebt Josef Theo Kellerhaus war, wurde beim Requiem für den Verstorbenen mehr als deutlich. Rund 300 Menschen kamen am Montag, den 5. September ins Ökumenische Zentrum, um dem Lengfelder die letzte Ehre zu erweisen.

Sensible Abschiedsworte und eine Antwort auf den vom Verstorbenen selbst ausgewählten Lesungstext aus dem Buch Genesis (Gen 12,2: „Ich werde dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“) fand Kellerhaus‘ Schwager Thomas Schmelter. Dass er uns allen vorausgegangen ist ins Ungewisse, treffe die Sache wohl gar nicht so richtig, stellte Schmelter fest: „Er wollte nicht gehen, noch nicht jetzt. Er wurde von einer aggressiven Krankheit aus dem Leben gedrängt.“ Von einem „einvernehmlichen Arrangement mit dem Tod“ zu sprechen, wäre deshalb wohl nicht das richtige Wort. „Wohl eher: dem Leben zugewandt bis zum Schluss.“
Schon früh verließ der gebürtige Dülmener das Münsterland. Als Ältester von vier Brüdern besuchte er das Gymnasium der Augustiner in Münnerstadt, nach dem Abitur trat er ins Kloster ein und studierte Theologie in Würzburg. 1976 entschied er sich gegen ein weiteres Klosterleben, machte sein Diplom in Theologie. Zu seinem beruflichen Lebensthema wurde dann die Sozialpsychiatrie – bei seiner langjährigen Arbeit als Leitender Psychologe im Therapeutischen Heim St. Josef des SKF in der Zellerau, aber auch ehrenamtlich beim Verein „Würzburger Brücke“.
40 Jahre lang war Josef Theo Kellerhaus mit Ehefrau Susanne verheiratet, die er 1978 als Kommilitonin kennenlernte und mit der er sich im Patientenclub, einem Arbeitskreis für psychisch Kranke der Katholischen Hochschulgemeinde, engagierte. Den Töchtern Elisabeth, Franziska und Antonia „war er in aller Ruhe ein präsenter, aufmerksamer, Halt gebender Vater“. Für ihn und die Familie war es „ein Glück“, so Schmelter, „dass er Marianne als Enkelin noch kennenlernen und genießen konnte und dass die Hochzeit von Elisabeth und Gunther kurz vor seinem Tod stattfinden konnte“.
Neben seinen Aktivitäten im Ökumenischen Zentrum, seinem Engagement für Ökumene und interreligiösen Dialog, seiner Tätigkeit als Missbrauchsbeauftragter von drei Würzburger Ordensgemeinschaften erinnerte Schmelter mit einem Lächeln an Theos „drögen, manchmal verborgenen, aber dann aufblitzenden Witz“, seine Art „zu schweigen, abzuwarten den Käse reifen zu lassen, um dann zur richtigen Zeit ganz präsent zu sein“ und seine „Fähigkeit als Westfale in Bayern der Borussia aus Dortmund die Treue zu halten“.
Josef Theo Kellerhaus habe sein Leben als gesegnet erlebt, schloss Schmelter. „Es liegt an uns, welche Erinnerungen an ihn wir bewahren wollen. Es liegt auch an uns, darauf zu achten, womit wir ein Segen sein können.“

Sichtlich bewegt nahm auch Pfarrer Harald Fritsch Abschied. Für ihn war Kellerhaus ein Mensch, bei dem „man schon beim Kennenlernen das Gefühl hat, man würde sich schon lange kennen“. Fritsch betonte Kellerhaus‘ umfängliches Engagement für Lengfeld und die Ökumene als Vorsitzender des Freundeskreises des Ökumenischen Zentrums (2004 bis 2021). Dabei habe er „auch Schwieriges ehrlich angesprochen, zum Beispiel dass die ökumenischen Fortschritte von den Kirchenleitungen nicht angenommen werden.“ Bei dieser Gratwanderung habe es gegolten, Freiräume auszuschöpfen, und „das war bei Theo nie bedrückend, sondern immer wieder blitzte sein geistreicher und erfrischender Humor auf, immer war er konstruktiv, nach vorne gerichtet.“ Neben Lengfelder Advent, Kommunionhelferdienst und Kirchenchor erinnerte Fritsch auch an seine Mitarbeit im AK Öffentlichkeitsarbeit, wo er sich mit einem engagierten Team Gedanken machte, wie man das Gemeindeleben und die christliche Botschaft nahebringen kann. Der Verstorbene habe alle Menschen als „Söhne und Töchter des einen Gottes betrachtet“, er sei von einer ungeheuren „Weite im Herzen und Denken“ geprägt gewesen, die weit über die Ökumene hinaus ging. „Dieses Vermächtnis wollen wir weiterführen!“
„Theo Kellerhaus hat sich gesegnet gesehen durch das Leben, seine Familie, seine Freunde“, so Pfarrer Fritsch, „und er war ein großer Segen.“ Fritsch äußerte sich "von Herzen dankbar für Theos segensreiches Wirken im ÖZ und für seine Freundschaft“. „Wir vermissen Theo schmerzlich“, so der Pfarrer weiter, und „ich wünsche uns die Hoffnung, dass Gott Theo empor und in sein Licht gehoben hat.“

Jochen Scheidemantel, Vorsitzender des Freundeskreises des Ökumenischen Zentrums in Lengfeld, Vertreter der evangelischen Gemeinde, vor allem aber langjähriger Freund, betrauerte in seinen emotionalen Abschiedsworten „den Verlust eines guten, ja besonderen Freundes“. Als „uneigennützig, empathisch, zugewandt, diskret und großherzig“ bezeichnete er den Verstorbenen – ohne den Anspruch zu erheben, „dass diese dürre Aufzählung ihm irgendwie gerecht werden könnte“.
Theo habe Verantwortung übernommen – für das Ganze – und für unsre ÖZ-Gemeinschaft. „Er litt an den Unzulänglichkeiten der real existierenden Ökumene, wandte sich aber nicht resigniert ab, sondern setzte sich unermüdlich dafür ein, die Gemeinschaft der beiden Gemeinden im ÖZ zu stärken.“ Scheidemantel würdigte voller Anerkennung und Dankbarkeit die vielen Projekte, die Kellerhaus angeschoben hatte, seine Präsenz und sein Mittun beim jährlichen ÖZ-Sommerfest, sein Engagement beim interreligiösen Gesprächskreis und seine Gedanken zur Ökumene der dritten Art, dem Gespräch mit den Konfessionslosen. Bei all diesen Aktivitäten „wurde er nicht zum Vereinsfunktionär, sondern immer standen für ihn die persönlichen Beziehungen im Vordergrund; stets blieb er ein respektierter Mahner zu mehr Gemeinschaft.“
„Ein Lengfeld ohne Theo Kellerhaus wird nicht mehr dasselbe Lengfeld sein“, trauerte Scheidemantel. „Wir alle werden lernen müssen, mit der unfüllbaren Lücke, die Theo hinterlassen hat, zu leben. Wir wollen sein Vermächtnis bewahren und weiterentwickeln.“

Für den SkF, wo Kellerhaus den Großteil seines beruflichen Lebens verbrachte, sprach Norbert Beck, Gesamtleiter des Therapeutischen Heims St. Josef des SkF in Würzburg. Seit Kellerhaus im Mai 1984 als leitender Psychologe einer Mädchenstation beim SkF begann, habe er bleibende Spuren hinterlassen. Dies begann schon damit, dass er direkt zum Einstieg mit Fahrrad und Familie eine Pfingstfreizeit begleitete. Kellerhaus begegnete den Menschen „bescheiden, ohne Standesdünkel und Überheblichkeit“, „Pädagogik und Psychologie gingen bei ihm Hand in Hand“, sein Hauptanliegen war ihm das „Dasein für junge Menschen“. Kellerhaus habe den Grundstein eines therapeutischen Verständnisses gelegt, das man heute Multiprofessionalität nennt. Über 32 Jahre habe er etwas geprägt, „was wir als Geist des SkF bezeichnen und dieser Geist wird weiterleben“.
Im Büro des Psychologen habe ein einziges Bild gehangen, berichtete Beck, es zeigte den Hl. Georg, der den besiegten Drachen an einem feinen Faden führt. Auch Theo habe „nicht mit der Faust auf den Tisch gehauen und oder wollte Dinge erzwingen, sondern er führte den Drachen mit viel Geduld und Zeit an einem feinen Faden.“
Obwohl Theo „immer da“ war und still aus der zweiten Reihe begleitet habe, sei der Beruf für ihn „maximal das Zweitwichtigste“ gewesen. „An erster Stelle stand immer sein 4-Mädels-Haushalt. Seine Familie war sein Halt und sein Motor.“

Den Abschluss machte Rudolf Eisenbacher für den Kirchenchor St. Laurentius und St. Lioba, wo Kellerhaus 30 Jahre lang den Tenor stimmlich verstärkte. Die große Beliebtheit des Verstorbenen führte Eisenbacher auf dessen „ruhiges und einfühlsames Wesen zurück. Er gehörte nicht zu denjenigen, die sich bei jeder Diskussion lautstark und wild gestikulierend. Er hörte ruhig und aufmerksam zu, um dann in seiner freundlichen Art seine sachlich fundierte Meinung kundzutun. Diese war aber nicht nur sachlich korrekt, sondern auch sehr oft mit dem ihm eigenen, feinen Humor durchzogen.“ Etwas launig schloss Eisenbacher mit den Worten: „Mensch, lieber Gott, du hättest uns den Theo ruhig noch ein paar Jahre hier lassen können.“ Und damit sprach er allen Trauergästen tief aus dem Herzen.

Anja Legge

 

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